Rollenwechsel mit Herausforderungen und Chancen

Eine Hofübergabe ist mehr als nur ein Vermögensübergang: Sie ist ein langwieriger Prozess, bei dem Besitz, Verantwortung, Erwartungen und Familienrollen neu verhandelt werden müssen. Wichtig ist, frühzeitig rechtliche Regelungen wie Betriebsübergabeverträge, steuerliche Aspekte und Altersvorsorge – mit fachkundiger Beratung – anzugehen. Gleichzeitig ist es für einen reibungslosen Übergang essenziell, klare Strukturen zu schaffen. Doppelstrukturen kosten Zeit, Geld und Nerven. Neue Rollen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungswege sollten gemeinsam geregelt werden, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden.

Der Rollenwechsel ist auch ein Kraftakt für das seelische Gleichgewicht. Er bringt emotionale Belastungen und Unsicherheiten mit sich. Die jüngere Generation möchte den Betrieb nach eigenen Vorstellungen führen, während die Älteren ihre Erfahrung einbringen und manchmal skeptisch sind. Sie wollen nicht zum „ausgedienten Beiwerk“ werden. Sturheit und ungefragte Ratschläge können allerdings Konflikte schüren. Es ist daher ratsam, Befürchtungen und Erwartungen offen anzusprechen und regelmäßig im Gespräch zu bleiben. Dabei sollten betriebliche und familiäre Themen getrennt werden, um Klarheit zu schaffen. Offene Kommunikation fördert das gegenseitige Verständnis und erleichtert den Übergang.

Neben den Herausforderungen bieten sich auch Chancen: Der Generationswechsel kann Innovation, neue Ideen und eine zukunftsorientierte Entwicklung des Betriebs bringen. Mit frischen Impulsen und Erfahrung lässt sich der Hof modernisieren, nachhaltiger gestalten und langfristig sichern. Dieser Wandel eröffnet die Möglichkeit, den Betrieb an veränderte Marktbedingungen anzupassen und neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Für den Zusammenhalt ist es wichtig, nicht nur die Betriebsführung zu regeln, sondern auch das Zusammenleben zu verabreden. Gemeinsame Aktivitäten, Wertschätzung, gegenseitiger Respekt und Privatsphäre stärken das Miteinander. Letztlich profitieren alle, wenn Familie und Betrieb Hand in Hand die Zukunft gestalten. – Mehr zum Thema in den Rubriken Unternehmensführung (ab S. 36) sowie Hof & Familie (ab S. I).

Dr. Stephanie Lehmkühler – LW 31/2025