Trockenheit bleibt das Thema im Ackerbau
Fast scheint es, als sei über Nacht der Herbst ins Land gezogen. Stoppelfelder prägen die Landschaft, der erste – dürregeschädigte – Silomais ist gehäckselt, und die Hitze der letzten Wochen kann man sich schon kaum noch vorstellen. Auch wenn mittlerweile einige Niederschläge gefallen sind, wird 2020 als weiteres Trockenjahr in Erinnerung bleiben. Denn die Regenmengen haben bei weitem nicht gereicht, um das Wasserdefizit auszugleichen.
Die Landwirtschaft steht vor der Aufgabe, sich diesen Veränderungen zu stellen, denn die sinkenden Erträge schmälern die Erlöse bei den üblichen Marktfrüchten im Ackerbau, und den Tierhaltern bereitet die Futterversorgung Kopfzerbrechen; auch die Grünland-Erträge sind trockenheitsbedingt hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Neben einer teuren Ausweitung der Bewässerung (die bald an ihre Grenzen stoßen dürfte) sind Umstellungen bei den angebauten Kulturen und Sorten die vielversprechendste Lösung. Und diese sind bereits in vollem Gange: Beispielsweise ändert sich das Verhältnis von Sommer- zu Winterbraugerste im Anbau deutlich in Richtung der Winterform, die durch Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit besser mit Trockenphasen im Frühjahr und Sommer zurechtkommt. Gleiches gilt für Winterweizen und Roggen. Letzterer gewinnt aufgrund seiner besseren Trockenheitstoleranz deutlich an Anbaufläche gegenüber dem Weizen.
Aber auch die jeweilige Sorte kann in Stresssituationen den Ausschlag geben. Daher ist es gut, wenn bei einer Fruchtart ein breites Zuchtsortiment zur Verfügung steht, das in Landessortenversuchen auf seine Eignung unter verschiedenen Bedingungen überprüft wird. Die Umstellung des Anbaus schreitet daher schon seit Jahren kontinuierlich voran.
Wenn weitere Maßnahmen bei Düngung, Zwischenfruchtbau, Bodenbearbeitung und Bestandesführung diese Entwicklung flankieren, wird künftig auch unter trockeneren Bedingungen Landwirtschaft im LW-Gebiet gelingen. Mehr zum Problemfeld Trockenheit lesen Sie in dieser Ausgabe unter der Rubrik Pflanzenbau ab Seite 22.
Karsten Becker – LW 35/2020