Veggie-Fleischnamen verwirren
Bei der Bezeichnung von veganen und vegetarischen Fleischersatzprodukten entbrennen zu Recht immer wieder Diskussionen, wie diese Produkte heißen dürfen, insbesondere wenn sie versuchen, so auszusehen wie das tierische Original und sich auch noch im Mundgefühl und Geschmack ähneln. Jetzt hat die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission, nach sechsjähriger Überarbeitung, eine Neufassung der „Leitsätze für vegane und vegetarische Lebensmittel mit Ähnlichkeit zu Lebensmitteln tierischen Ursprungs“ herausgegeben. Damit werden die Diskussionen weitergehen, denn die Leitsätze erlauben unter gewissen Umständen, dass Bezeichnungen der Ersatzprodukte an Fleisch und Fleischerzeugnisse angelehnt werden. So ist beispielsweise die Bezeichnung „veganes Schnitzel“ möglich, wenn „hinreichende sensorische Ähnlichkeit“ zum tierischen Originalprodukt besteht. Hinreichend wird dabei in der Neufassung als „deutlich wahrnehmbare Ähnlichkeit“ definiert. Selbst ein veganes oder vegetarisches „Filet“ ist bei einer weitgehenden sensorischen Ähnlichkeit zum tierischen Original erlaubt.
Für Hersteller von Fleischersatzprodukten bringt die Neuerung mehr Möglichkeiten bei der Deklaration ihrer Produkte. Für die Verbraucher ist die Namensanleihe beim tierischen Original jedoch eine Irreführung. Es muss zwar die maßgeblich ersetzende Zutat, zum Beispiel Tofu, und auch die Angabe vegan oder vegetarisch auf der Verpackung angegeben werden, aber der groß aufgedruckte Imitat-Name kann verwirren, da er Fleisch vortäuscht. Klar sollte sein, dass ein Filet immer mit einem hochwertigen Stück Fleisch assoziiert wird und nicht mit einem billigeren Ersatzprodukt.
Grundsätzlich ist es außerdem inkonsequent, Tierprodukte abzulehnen, aber gleichzeitig das Erlebnis von Fleisch durch vegane oder vegetarische Produkte, die Fleisch ähneln, zu suchen. Es lohnt sich in jedem Fall ein Blick auf die Zutatenliste, denn die Imitate enthalten oftmals viel Salz und fragwürdige Zusatzstoffe, um fleischähnlich zu schmecken.
Letztendlich entscheidet der Geschmack, und jeder soll essen, was er möchte. Wer Fleisch mag und einmal eine vegane Bratwurst probiert, wird wissen, ob er sie ein zweites Mal kauft oder doch lieber wieder zum bewährten tierischen Grillgut greift.
Dr. Stephanie Lehmkühler – LW 43/2024