Der 21er – herausfordernd und arbeitsintensiv
Der 21er Jahrgang wird im Gedächtnis bleiben, weil er den Winzern alles abverlangte und die volle Aufmerksamkeit beanspruchte vom Weinberg bis zum Keller. Nach spätem Austrieb und entsprechend später Blüte breiteten sich in allen Anbaugebieten Pilzinfektionen aus. Ständige Niederschläge befeuerten Peronospora, aber auch Oidium und Esca machten Sorge. Nervenaufreibend für die Winzer war, dass sie Pflanzenschutzmaßnahmen oft nicht zum optimalen Zeitpunkt durchführen konnten, weil die Anlagen nicht befahrbar waren. Bei zu nassem Boden auf das Befahren verzichten und Peronospora in Kauf nehmen oder termingerechter Pflanzenschutz auf Kosten tiefer Fahrspuren? Vor dieser Entscheidung standen die Winzer im Sommer 2021 immer wieder. Der Ökoweinbau kam dabei an seine Grenzen.
Schon zu Beginn der Reife gab es erste Fäulnis, sodass nach dem Erreichen des Mindestmostgewichtes der Gesundheitszustand der Trauben den Lesezeitpunkt bestimmte. Die Erträge sind regional sehr unterschiedlich, aber bundesweit werden rund neun Millionen Hektoliter Wein geschätzt, was etwa dem zehnjährigen Mittel entspricht. Damit wird die Weinbranche lieferfähig bleiben, auch wenn es bei einzelnen Betrieben zu Lieferengpässen kommen kann. Die Kellereien rechnen damit, dass vor allem Ökowein fehlen wird. Auf dem Erzeugermarkt sind die Preise insgesamt stabil. Die Kosten für Pflanzenschutz, aber auch in der Kellerwirtschaft für Anreicherung und Doppelsalzentsäuerung sind gestiegen, was die Weinpreise widerspiegeln müssen.
Trotz aller Widrigkeiten ist ein guter Wein herangereift, der den Ansprüchen an die Basisqualität gerecht wird und vom Markt gut aufgenommen wird. Die Erzeugung höherwertiger Weine ist allerdings in diesem Jahr sehr aufwendig, weil per Handlese selektiert werden muss. Die sonnigen Oktobertage haben den Trauben noch einmal gutgetan. Geschenkt hat die Natur dieses Jahr nichts, die Ernte ist schwer erarbeitet. Der Vegetationsverlauf hat deutlich gemacht wie wichtig Pflanzenschutzmaßnahmen sind. Das Jahr hat wiederum gezeigt, dass jeder Jahrgang seine eigene Geschichte schreibt.
Bettina Siée – LW 41/2021