Das Auge des Herrn macht das Korn fett

Wer sich mit der Bewirtschaftung von Ackerflächen beschäftigt, kennt das Problem: Am Waldrand ist es nass, auf der Kuppe flachgründig und trocken, an anderer Stelle stehen Unkrautnester – und das alles auf dem selben Schlag. Bei solch augenscheinlichen Situationen hat man schon immer darauf reagiert und solche Teilflächen gesondert behandelt, sei es bei der Düngung, beim Pflanzenschutz oder auch schon zur Aussaat bei der Saatstärke.

Es gibt aber auch Unterschiede im Bestand, die nicht gleich ins Auge fallen oder gleich ganz unsichtbar bleiben, wie etwa der aktuelle Ernährungszustand der Pflanzen. Hier kommen Maßnahmen des Precision Farming ins Spiel, die über Satelliten-Daten oder Kameras am Traktor solche Mangelerscheinungen früher als jeder Bewirtschafter erkennen können – beispielsweise auch durch das Detektieren von Spektralbereichen, die das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann, wie Ultraviolett und Infrarot.

Solche technischen Möglichkeiten sind längst praxistauglich; es stellt sich aber angesichts der Kosten immer auch die entscheidende Frage: Welches System ist für meinen Betrieb das richtige und macht sich letztendlich auch in der Abrechnung bezahlt? Auch können Kombinationen aus verschie-denen Verfahren wie Satelliten-Daten, Ertragskarten vom Mähdrescher beziehungsweise online-erfasste Kamera-Daten je nach Situation den besten Erfolg zeigen.

Das Erheben von unterschiedlichen Ernährungszuständen im Bestand ist das Eine. Aber wie ist in der Folge darauf zu reagieren? Worauf ist eine festgestellte schwache Nährstoffversorgung zurückzuführen? Kann eine erhöhte Düngergabe hier eine Verbesserung bewirken, oder gibt der Boden an dieser Stelle einfach nicht mehr her? Ist in nächster Zeit mit Regen zu rechnen, oder bleibt eine Mineraldüngergabe ungenutzt auf dem Boden liegen und kostet nur unnötig Geld? Hier ist immer noch die Erfahrung und Fachkenntnis des Bewirtschafters gefragt.

Mehr zum Thema „Potenziale und Grenzen der teilflächenspezifischen Mineraldüngung“ finden Sie in dieser Ausgabe ab Seite 12.

Karsten Becker – LW 19/2024