Was können Biostimulanzien leisten?

Biostimulanzien liegen voll im Trend. Die Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln und auch von Mineraldüngern soll in den nächsten Jahren noch weiter gesenkt werden; zusätzlich soll der Anteil des Öko-Landbaus weiter steigen – so der politische Wille im Land und in der EU.

Da kommen die alternativen Substanzen, die aus Algenextrakten, Huminstoffen, Aminosäuren, Mikroorganismen und weiteren Inhaltsstoffen bestehen, gerade recht. Und bei schwindenden Möglichkeiten im bisherigen Kerngeschäft sind nun auch etliche Pflanzenschutz-Hersteller auf diesen Zug aufgesprungen.

Biostimulanzien stehen definitionsgemäß zwischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln und sollen vor allem abiotischem Stress wie Wassermangel entgegenwirken, Nährstoffe besser verfügbar machen, den Boden beleben und die Pflanzen allgemein stärken.

Aber was können diese Stoffe tatsächlich leisten? Diese Frage wurde letzte Woche beim Landesarbeitskreis Pflanzenschutz Hessen durchaus kontrovers diskutiert. Viele Versprechen aus der Werbung klingen ja auch wirklich zu schön, um wahr zu sein: „Biostimulanzien wirken immer; sowohl bei abiotischem Stress als auch unter guten Bedingungen“, heißt es vollmundig, oder es soll „die Pflanzenvitalität durch die Fixierung von Luftstickstoff“ verbessert werden.

Die Versuche des Pflanzenschutzdienstes Hessen (und anderer Länderdienststellen) sprechen eine andere Sprache. Hier werden seit Jahren Exaktversuche mit Biostimulanzien durchgeführt und regelmäßig im Freiland bescheidene bis keine positiven Effekte festgestellt. In der Versuchshalle sieht es allerdings etwas anders aus, hier kann durchaus eine Wirkung nachgewiesen werden. Potenziell sind demnach positive Effekte möglich.

Es besteht also noch Klärungsbedarf, wie man diese Effekte im Feld zur Wirkung bringt. Die Versuche des Pflanzenschutzdienstes sollen in den nächsten Jahren weitergehen. Klar ist: Biostimulanzien können bisherige Maßnahmen ergänzen, aber nicht ersetzen. Und Jubelberichte ohne fachliche Grundlage schaden der Sache mehr, als dass sie ihr nützen (s. S. 19).

Karsten Becker – LW 47/2022