Mehr Bohnen und Erbsen auf die Äcker

Körnerleguminosen sind derzeit sprichwörtlich in aller Munde. Acker- und Soja-Bohnen, Erbsen und Süßlupinen sind breit als Tierfutter, aber auch in der menschlichen Ernährung einsetzbar. Dennoch führt der Anbau hierzulande immer noch eher ein Schattendasein. Beispielsweise liegt der Selbstversorgungsgrad bei Eiweißfuttermitteln in der EU unter einem Drittel. Und die Ware aus den großen Anbaugebieten für Soja (USA, Brasilien, Argentinien) ist meist gentechnisch verändert.

Forderungen nach GVO-freiem Futter, Förderprogramme und auch sich verändernde Ernährungsgewohnheiten machen den Anbau aber immer interessanter. Außerdem bieten Leguminosen aus heimischem Anbau Vorteile für Umwelt, Mensch und Landwirtschaft: Die Erzeugung bei uns bremst weitere Inanspruchnahme von Naturflächen für den Ackerbau in Über­see, bringt Blüten in die Feldflur, was für mehr Biodiversität sorgt, und lockert unsere Fruchtfolgen auf. Außerdem kann durch die Stickstofffixierung der Leguminosen in der Folgefrucht die N-Düngung reduziert werden. Nicht ohne Grund fand gerade am 10. Februar der Welttag der Hülsenfrüchte statt.

Warum also wird der Anbauumfang von Ackerbohne und Co nicht massiv ausgebaut? Zum einen befindet sich die Vermarktung weiterhin in den Kinderschuhen; wer die Ernte nicht betriebsintern verfüttern kann, muss sich aktiv um Absatzmöglichkeiten bemühen; zum anderern ist das Anbaurisiko relativ hoch – bei gleichbleibenden Kosten; aufgrund der lange vernachlässigten züchterischen Bearbeitung sind die Erträge nur mäßig gestiegen, und letztlich hängt die Wirtschaftlichkeit vom Preis ab.

Förder-Maßnahmen können diese wirtschaftlichen Nachteile auffangen, müssen aber auch lange genug laufen, bis sich ein funktionierender Markt etabliert hat. Mancher altgediente Praktiker befürchtet, dass der Anbau jetzt erst gepusht und dann wieder durch zuwiderlaufende Vorschriften ausgebremst wird.

Wie durch den Mischanbau von Leguminosen und Getreide das Risiko gesenkt und ackerbauliche Vorteile genutzt werden können, lesen Sie ab Seite 8.

Karsten Becker – LW 7/2020