Der deutsche Weinmarkt – stabil und krisenfest

Die Corona-Pandemie hat große Auswirkungen auf das Weingeschäft und es ist fraglich, wie nachhaltig sie es verändert. Die Marktteilnehmer müssen derzeit andere Wege der Kommunikation suchen, um die Geschäftsbeziehungen zu pflegen. Wichtige Messen wie die Pro Wein, aber auch Winzerfeste fallen aus. Dadurch fehlt den Einkäufern und Händlern sowie auch den Privatkunden das Verkosten der Weine im direkten Vergleich, aber auch die persönliche Begegnung und Verbindlichkeit.

Online-Weinproben sind seit einem Jahr die Alternative und nicht mehr wegzudenken aus dem Marketingmix. Bis zu einem gewissen Grad lassen sich Informationen und Geschichten um den Wein und den neuen Jahrgang auch über E-Mail und Social Media erzählen.

Beträchtlich sind auch die Auswirkungen auf den Markt. Laut einer Bilanz des Deutschen Weinbauverbandes wurde 2020 im Inland mit einem Plus von 4,8 Prozent deutlich mehr Wein abgesetzt als im Vorjahr. Dabei ist die Importmenge deutlich um 5,9 Prozent auf 13,7 Mio. hl. geschrumpft. Heimische Weine konnten also Marktanteile hinzugewinnen. Das lag auch daran, dass die reisefreudigen Deutschen im letzten Jahr überwiegend im Lande blieben (bleiben mussten) und sich stärker als bisher für die deutschen Weinbaugebiete interessierten.

Zu den Gewinnern der Krise gehört neben den Online-Anbietern auch der Lebensmitteleinzelhandel, über den vergangenes Jahr 78 Prozent des Weinabsatzes liefen. Die Konsumenten kauften 2020 im mengenmäßig größten Vertriebskanal rund 5,9 Prozent mehr Wein als im Jahr zuvor und griffen dabei vermehrt zu höherpreisigen Weinen. Der Umsatz erhöhte sich somit um 8,4 Prozent.

Das Nachsehen hatten Weingüter und Winzergenossenschaften, die ihre Umsätze bisher mit Weintourismus und Direktverkauf an Gastronomiekunden machten. Weniger gut lief es auch im Export, wo 2020 sowohl die Menge als auch der Wert um je 9 Prozent schrumpfte.

Im Vergleich zu anderen Ländern zeigt sich der deutsche Weinmarkt, insbesondere durch die Anpassungsfähigkeit der Akteure, dennoch recht stabil und krisenfest.

Bettina Siée – LW 14/2021