Der Ernte fehlt die Sonnenkraft

Was sich schon bei den Erntegesprächen der Bauernverbände angedeutet hatte, bestätigen die ersten Sortenergebnisse der Offizial-Beratung: Für gute Erträge hat dem Getreide schlichtweg die Sonne gefehlt. Die Auswertungen der Landessortenversuche zur Wintergerste zeigen in Hessen und Rheinland-Pfalz eine eindeutige Tendenz, nämlich dass die Ertragserwartungen nicht erfüllt wurden.

Diese waren wegen der in dieser Saison guten Wasserversorgung zunächst hoch – auch wenn hier und da Staunässe und durch die durchgängige Feuchtigkeit bedingte Krankheiten den Beständen etwas zusetzten. Beides hatte aber nicht zu den enttäuschenden Ergebnissen geführt, sondern die fehlende Sonneneinstrahlung war Ursache für die unterdurchschnittliche Ernte. Auch hier könnte der Klimawandel durch eine verstärkte Wolkenbildung Einfluss genommen haben. Die Ergebnisse der Landessortenversuche zu Wintergerste finden Sie in dieser Ausgabe ab Seite 18.

Angesichts dieser Situation ist es umso wichtiger, den Kulturpflanzenbeständen möglichst optimale Bedingungen zu schaffen, damit sie ihr Ertragspotenzial ausschöpfen können. Neben dem Pflanzenschutz und der Bodenbearbeitung ist die Düngung einer der Schlüsselfaktoren hierzu. Leider wird diese, wie auch der Pflanzenschutz, durch teils praxisferne gesetzgeberische Maßnahmen unnötig eingeschränkt. Im Weizenanbau führen die Beschränkungen bei der Stickstoffversorgung mittlerweile dazu, dass sich die Mühlen nur noch eingeschränkt mit heimischem Brotweizen eindecken können.

Wie die Herbstdüngung beim Winterraps konform zur Düngeverordnung mit dem Ziel optimaler Erträge umgesetzt werden kann, wird in unserem Schwerpunkt „Herbstbestellung“ ab Seite 10 dargestellt. Hier ist insbesondere die Anrechnung der Herbstgaben auf die Düngermengen im darauffolgenden Frühjahr von Inte­resse.

Wie intensiv man sich als Anbauer auch um die optimalen Wachstumsbedingungen kümmert, so bleiben doch immer die Unwägbarkeiten der Witterung – und man kann sich für die kommende Saison nur ausreichenden Sonnenschein wünschen.

Karsten Becker – LW 32/2024