Das Geschäft mit veganen Produkten

Noch vor ein paar Jahren konnte man nur in Reformhäusern oder wenigen Bioläden vegane Produkte kaufen. Die Palette war klein und Projekte rund um eine vegane Ernährung wie der „Veggie-Day“, den die damalige Grünenvorsitzen­de Renate Künast einführen wollte, wurden in Wahlen und von der öffentlichen Meinung abgestraft. Mittlerweile haben sich, auch wegen der Klima- und Tierhaltungsdiskussion, Interesse und Angebot an veganen Produkten verändert – auch wenn sich in Deutschland lediglich nur rund 1 Prozent der Verbraucher rein vegan ernähren. So bieten heute auch Supermärkte, Discounter und Drogerien ein großes Sortiment an veganen Produkten an. Allein im vergangenen Jahr wurden über 1,22 Mrd. Euro mit veganen (und vegetarischen) Lebensmitteln in Deutschland umgesetzt. Und dem Markt wird noch reichlich Potenzial prophezeit. Kein Wunder, dass immer mehr große Hersteller wie Rügenwalder oder Dr. Oetker in das Ve­ganismusgeschäft einsteigen – für sie eine klare Image- und Umsatzsteigerung in Zeiten von Klimaschutz- und Tierwohldebatte.

Im Vergleich zu anderen Maßnahmen aus den Bereichen Verkehr und Industrie lassen sich mit einer veganen Ernährung nur wenig CO2-Emissionen einsparen. Um Geschmack an diese Produkte zu b­e­kommen, sind zudem die Zutatenlisten oft gruselig: Die Produkte sind zum Teil mit vielen Zusatzstoffen und zugesetztem Zucker, Fett und Salz versehen. Das ist ernährungsphysiologisch ungünstig (siehe „Vegan essen“ ab S. IV in Hof & Familie). Dabei geht es auch anders: Kauft man frische Produkte aus regionalem Anbau, dann leistet man einen guten Beitrag zum Klimaschutz, isst gesund und unterstützt die heimische Landwirtschaft.

Ginge es nach der britischen Or­ganisation „Veganuary“, dann sollten die deutschen Verbraucher im gesamten Januar – und am besten ganzjährig – eine rein vegane Ernährung umsetzen, um Klima, Umwelt und Tiere zu schützen (Seite V). Dazu kooperiert sie mit Unternehmen wie Aldi, dm und Rossmann, die sogleich kostenlos Rezepte mit ihren veganen Produkten über die sozialen Medien mitliefern. Was für sie dahintersteckt, ist ebenfalls klar: Der Rubel soll rollen! In puncto Tierwohl wird aber beispielsweise der Discounter unglaubwürdig, wenn er das teure Tofuschnitzel weiterhin neben dem Billigfleisch anbietet.

Dr. Stephanie Lehmkühler – LW 5/2020