Das grüne Gold der Wiesen und Weiden

Das Grünland stellt einen oft unterschätzten Baustein bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln und damit der Ernährungssicherung dar. Meist liegt es in Regionen oder auf Schlägen, die für den Ackerbau weniger geeignet sind und wird entweder als Mähwiesen oder für den Weidegang genutzt; beides dient der Erzeugung von Fleisch und Milch.

Die Grünlandnutzung hat aber einen weiteren entscheidenden Aspekt: Die Wiesen und Weiden sind zugleich wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen- und Tier-Arten. Schon deshalb genießt es bei uns einen besonderen Schutz und darf nicht in Ackerland umgewandelt werden (Umbruchsverbot). Dieser Zusammenhang muss in der Diskussion um die Reduzierung von Fleisch- und Milch-Konsum immer wieder betont werden. Wird kein Fleisch mehr gegessen und keine Milch mehr getrunken fallen diese Fläche aus der Nutzung heraus und werden durch die ausbleibende Bearbeitung auch ihre Funktion für die Biodiversität verlieren. Fast ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland ist Grünland, weltweit betrachtet liegt der Grünlandanteil bei etwa zwei Dritteln!

Welche Möglichkeiten die Grünlandnutzung noch bietet, wurde kürzlich im LW dargestellt: Die Universität Hohenheim erschließt durch eine Bioraffinerie das Grünland als neue Proteinquelle. Dort entsteht aus Grünland-Schnitt einerseits Proteinfutter für Schweine und Geflügel und andererseits werden hochwertige Rohstoffe sowie Energie erzeugt. Es steckt also noch viel Potenzial im Grasland und die effiziente Nutzung kann den Druck von anderen Flächen nehmen, die derzeit intensiv mit beispielsweise Soja bebaut werden, um die hohe Eiweißnachfrage im Futterbereich zu decken.

Ein relativ neuer Ansatz ist es, aus Gras direkt Proteine zur menschlichen Ernährung zu gewinnen; auch das wird mittlerweile intensiv diskutiert und erprobt. Noch sind die Verfahren dazu aufwändig und teuer.

Wieviel Ertrag das Grünland tatsächlich in der Praxis bringt, wurde jetzt am DLR Westerwald-Osteifel untersucht. Die Ergebnisse finden Sie in diesem Heft ab Seite 20.

Karsten Becker – LW 10/2023