Den Haag holt den Hammer raus

Seit Wochen sind die niederländischen Bauern auf der Straße, um gegen die Pläne der Den Haager Regierung zur drastischen Reduktion der landwirtschaftlichen Nitratausträge zu protestieren. In bestimmten Gebieten wird eine Tierhaltung kaum mehr möglich sein. Unter den Landwirten in Deutschland gibt es viele Solidaritätsbekundungen. Und natürlich stellt sich die Frage, ob es auch in Deutschland soweit kommen kann. Gerade hat der Bundesrat die neue Verwaltungsvorschrift für die Ausweisung der Roten Gebiete verabschiedet, die dazu führen wird, dass die Gebiete mit Düngungseinschränkungen stark vergrößert werden. Auf mehreren politischen Ebenen werden zudem generelle Reduktionsziele der Düngung und bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln aufgestellt. Immer höhere Anforderungen, Beispiel Sauenhaltung, treiben Betriebe hierzulande zum Ausstieg aus der Tierhaltung oder ganz zur Aufgabe der Landwirtschaft. Fehlende Lösungsansätze zum Umbau der Tierhaltung kommen hinzu. Gleichzeitig bekräftigt die Bundesregierung das Ziel, den Fleischkonsum um die Hälfte zu reduzieren, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen, wie es jetzt Staatssekretärin Silvia Bender auf der Hauptversammlung der Schweinehalter Deutschlands ISN getan hat. Es ist hierzulande also ein Bündel von Erschwernissen, das die Bauern bedrängt.

In den Niederlanden ist es ein schwerer Hammer der Regierung, der auf die Landwirte niedergeht. Dort gab es allerdings (im Jahre 2016) eine Besatzdichte von 3,6 Großvieheinheiten pro Hektar, während es hierzulande nur 1,1 GV waren (in Hessen sind es nur noch 0,54 und in Rheinland-Pfalz noch weniger). Und als Ausdruck dieser intensiven Viehhaltung werden große Mengen an holländischer Gülle insbesondere nach Deutschland exportiert.

Landwirtschaftsverbände in den Niederlanden haben nach eigenen Angaben Vorschläge unterbreitet, um die Stickstoffbelastung in gebietsspezifischen Ansätzen durch eine Kombination aus Innovation, Umsiedlung und Verzicht zu verringern. Die Regierung eines Landes, das den Bauern Ernährungsicherheit und einen Großteil des Wohlstands verdankt, sollte darauf eingehen.

Cornelius Mohr – LW 28/2022