Nicht gut Kirschen essen für Anbauer
Ob Pflanzenschutz, Witterungsverhältnisse, Schädlingsdruck, Marktsituation oder Saisonarbeitskräfte: Bei Kirschen kommen viele Probleme, mit denen der Obstbau zu kämpfen hat zusammen. So auch in diesem Jahr. Nach einer extrem langen Blüte, Spätfrösten im April und einem verregneten weiteren Jahresverlauf, reiften viele Kirschen sehr ungleichmäßig und sind geplatzt. Zudem sind die Böden durch die starken Regenfälle überdurchschnittlich mit Wasser versorgt, sodass manche Bäume aufgrund der lang anhaltenden Staunässe eingingen.
Um die zu erwartende Kundennachfrage trotzdem decken zu können, fackelte der Lebensmitteleinzelhandel nicht lange und orderte Süßkirschen aus der Türkei und aus Spanien. Die Importmengen waren so groß angelegt, dass die Nachfrage zum Zeitpunkt der Lieferung deutscher Kirschen komplett gedeckt war.
Doch der Widrigkeiten nicht genug: Die Wetterstation in Mainz beispielsweise zeigte am 10. Juni dieses Jahres bereits 118 Prozent des Niederschlags-Mittelwertes für das zweite Quartal. Dies begünstigte auch die Ausbreitung von Schädlingen. Der Flug der Kirschfruchtfliege startete eine Woche früher als im letzten Jahr. Die Kirschessigfliege nutzte die Bedingungen zu ihrem Vorteil und legte ihre Eier bereits ab Ende Mai in die geplatzten Fruchtstellen der Frühsorten, anstatt selbst ein Loch stechen zu müssen. Um Fäule und Insekten abzuwehren, sind Pflanzenschutzmittel notwendig, um die Ernte zu retten. Zur Bekämpfung können die Anbauer auf die Mittel Mospilan, Spin Tor und Exirel zurückgreifen, wobei es sich bei den beiden Letzteren um Notfallzulassungen handelt. Jahr für Jahr werden die Notfallzulassungen von der Fachgruppe Obstbau neu beantragt. Bislang konnten die Anbauer meist darauf setzen, dass die Notfallzulassungen positiv beschieden wurden. Eine zuverlässige Grundlage für die Existenz der Betriebe ist dieses von der Politik abhängige Verfahren nicht. Die Überlegung, in eine sinnvolle Überdachung ihrer Obstbäume zu investieren, treibt viele Kirschenanbauer ebenfalls um. Geld verdienen lässt sich unterdessen fast nur noch in der Direktvermarktung.
Lisa McKenna – LW 26/2024