Die Märkte spielen verrückt
Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ist auf den Märkten vieles durcheinandergeraten. Stark steigende Preise für Energie und Rohstoffe machen auch der hiesigen Wirtschaft und Landwirtschaft zu schaffen. Die Schlachtbranche spricht in einem „Not-Brief“ an ihre Kunden davon, dass die Grenze des wirtschaftlich vertretbaren übertroffen sei und verlangt vom Handel eine sofortige Anhebung der Preise. Damit erfahren die Schlachtbetriebe das, was die Erzeuger seit über einem Jahr erleiden, hier waren die Forderungen allerdings bislang vergeblich. Auch Westfleisch kündigt seinen Kunden einen Aufschlag von 6,8 Cent/kg für Schweinefleisch an. Der LEH wiederum hat Preisanhebungen für Verbraucher angekündigt, bei Aldi sollen 400 Produkte teurer werden, Lidl will nachziehen.
Auch wenn das Fleisch im LEH teurer wird, profitieren die Schweinehalter davon noch nicht in ausreichendem Maß. Zwar sind die seit Monaten auf extrem niedrigem Niveau liegenden Ferkel- und Mastschweinepreise deutlich gestiegen – die Notierung für Mastschweine lag Mitte Februar noch bei 1,20 Euro/kg SG, vier Wochen später sind es schon 1,85 Euro. Leider sind aber zeitgleich die Betriebsmittelpreise für Futter, Dünger, Energie und Diesel explodiert, deshalb ist an eine wirtschaftliche Schweineerzeugung aktuell nicht zu denken. Schon nur für eine Deckung der Kosten müssten mindestens 2,40 Euro/kg Schlachtgewicht für Mastschweine ausgezahlt werden, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen berechnet. Positiv ist, dass Schlachtschweine und Ferkel knapp und gefragt sind, was auf weitere Preissteigerungen für Schweinehalter hoffen lässt.
Schon zu Beginn der Corona-Pandemie bekamen die Verbraucher eine Ahnung davon, dass man nicht alles zu jeder Zeit in jeder Menge kaufen kann – aktuell sind es Pflanzenöl und Mehl. Störungen der Lieferketten sind der Grund und Hamsterkäufe sorgen für zusätzliche Marktirritationen. Zu wünschen wäre, dass in der Bevölkerung das Bewusstsein und die Wertschätzung für Lebensmittel generell und die landwirtschaftliche Erzeugung wieder steigt, denn dass die Regale voll sind, ist eben nicht selbstverständlich.
Marion Adams – LW 12/2022