Was sagen uns die schwachen Ernteergebnisse?
Mit den letzten Artikeln zu Sortenempfehlungen bei Wintergetreide finden in dieser LW-Ausgabe die Berichterstattungen zu den Landessortenversuchen für diese Saison ihren Abschluss. Insgesamt sind die Ergebnisse erheblich hinter den Erwartungen zurückgeblieben – war doch dieses Jahr deutlich nasser als die ertragsschwachen Trockenjahre zuvor. Selbst beim Winterweizen, wo bis zuletzt mit relativ guten Erträgen gerechnet wurde, konnte das schon schwache Vorjahres-Niveau nicht erreicht werden.
Die Ursachen für die ernüchternden Ergebnisse sind vielfältig und vor allem in einem sehr speziellen Witterungsverlauf zu suchen. Neben den Quantitäts- kamen auch noch Qualitäts-Probleme hinzu, wie beispielsweise ein erhöhter Mutterkornbefall im Winterroggen.
Aber welche Konsequenzen ergeben sich hieraus? Sowohl die Ackerbauern als auch die Züchterhäuser müssen sich auf diese veränderten Rahmenbedingungen, die durch den Klimawandel gesetzt werden, einstellen.
Dass der Sortenwahl für sichere und möglichst hohe Erträge eine Schlüsselrolle zukommt, dürfte eine Schlussfolgerung sein. Denn neben den Klimaveränderungen werden die Möglichkeiten zur Bestandesfüh-rung bei Pflanzenschutz und Düngung immer weiter eingeschränkt. Auch das führt zu einer noch bedeutenderen Rolle der Züchtung, die neben Trocken- und Hitzetoleranz auch ein hohes Level an Krankheitsresistenzen in die künftigen Sorten bringen muss. Moderne Züchtungsmethoden werden bei dieser Anpassung, die relativ schnell erfolgen muss, unerlässlich sein – dessen muss sich nur noch der Gesetzgeber bewusst werden.
Eine weitere Konsequenz findet schon jetzt ihren Niederschlag auf den Praxisflächen: die Risikostreuung durch Anbaudiversifizierung. Mais und Rüben beispielsweise präsentieren sich dieses Jahr (bisher) recht gut.
Bei der Sortenwahl, die sich aus eigenen Erfahrungen und den unabhängigen amtlichen Versuchsergebnissen in der Region zusammensetzt, muss heute mehr denn je die Ertragstreue über mehrere Jahre im Vordergrund stehen.
Karsten Becker – LW 38/2021