Alles so schön bunt hier

Auch Biodiversität braucht Diversität – und zwar bei der Ausgestaltung von Maßnahmen, die ihr helfen sollen. Einfach nur Flächen sich selbst zu überlassen, reicht nicht, weil viele Arten auf bestimmte Bewirtschaftungsformen angewiesen sind.

Schon vor über 20 Jahren hat die Universität Gießen in einem Sonderforschungsbereich gezeigt, dass Maßnahmen, die eine Erhöhung der Artenvielfalt zum Ziel haben, auch das Gegenteil bewirken können. Im konkreten Fall wäre durch eine Reduktion der Schlaggrößen der Ackerbau so unwirtschaftlich geworden, dass dessen Flächenrückgang auch die Population der Goldammer hätte einbrechen lassen, die auf offene Flächen in der Landschaft angewiesen ist. Dieses Beispiel zeigt, dass Biodiversitätsmaßnahmen in landwirtschaftlich genutzten Bereichen gut durchdacht und auch an die Bedürfnisse der Landwirte angepasst sein müssen. Außerdem gibt es Zielkonflikte unter den zu fördernden Arten: Was die eine Art begünstigt, kann der anderen die Lebensgrundlage entziehen.

Daher beschäftigen sich derzeit einige Projekte mit der Ausarbeitung von Biodiversitäts- und Fördermaßnahmen, die der praktischen Bewirtschaftung der Flächen nicht zuwiderlaufen. Eines davon ist das F.R.A.N.Z.-Projekt, das der Deutsche Bauernverband und die Umweltstiftung Michael Otto initiiert haben. Hier werden Schutzmaßnahmen in Kooperation von Landwirten und Naturschützern erarbeitet, was idealerweise in effektive Programme der Länder münden soll.

Die bisherigen Erfahrungen, die immerhin schon auf fünf Jahren Laufzeit beruhen, zeigen deutlich, wie entscheidend die Flexibilität solcher Maßnahmen ist, da jedes Jahr anders ist und jede Art andere Ansprüche hat. Außerdem müssen sich viele unterschiedliche Maßnahmen zu einem bunten Ganzen ergänzen.

Auf die Erfahrungen aus mehr als zehn Jahren können die Partnerbetriebe Naturschutz zurückgreifen und Anregungen geben, wie Biobetriebe zusätzlich etwas für den Naturschutz leisten können. Denn auch der ökologische Landbau greift in den Naturhaushalt ein und will vorrangig auf seinen Flächen Nahrungsmittel produzieren.

Mehr hierzu in unserem Schwerpunkt Biodiversität ab Seite 24.

Karsten Becker – LW 20/2023