Der Sommerweizen ist eine Fahrstuhlfrucht

Der Anbau-Umfang von Sommerweizen schwankt aufgrund seiner Lückenbüßer-Funktion von Jahr zu Jahr sehr stark. Normalerweise fristet die Sommerform ein Schattendasein neben dem großen Bruder Winterweizen. Bekommt dieser aber wegen schlechter Startbedingungen im Herbst oder durch Auswinterungen Probleme, soll im Frühjahr (nach-) gesäter Sommerweizen die Kohlen aus dem Feuer holen.

Und das kann er oft auch. Generell sind mit seinem Anbau viele Vorteile verbunden: Entzerrung von Arbeitsspitzen, weitere Fruchtfolgen und die Senkung des Ungrasdruckes stehen ebenso auf der Habenseite wie eine gute Anbaueignung nach späträumenden Kulturen, gute E- und A-Qualitäten der Sorten, und die Sommerung erleichtert nach der Ernte durch geringeren Strohanteil die Stoppelbearbeitung und -zersetzung. Außerdem benötigt Sommerweizen keinen Kältereiz, um in die vegetative Phase überzugehen; bei immer milderen Wintern kann der fehlende Vernalisationsreiz bei Winterweizen schon mal zu Ertragsdepressionen führen.

Nachteilig und ursächlich für den deutlich geringeren Anbauumfang ist vor allem der Ertragsabstand zur Winterform von über die Jahre im Schnitt etwa -25 dt/ha. Dass dem aber nicht immer so sein muss, haben die Ernteergebnisse im letzten Jahr gezeigt: Durch schwierige Bedingungen für den Winterweizen (zur Aussaat im Herbst zu trocken, späte Starkfröste, zu wenig Sonne im Mai und nasse Ernte) sowie ausreichend Feuchtigkeit im Frühjahr und Sommer für den Sommerweizen betrug der Ertragsabstand 2021 nur rund 8 dt/ha. Welche Sommerweizensorten für die bevorstehende Aussaat empfohlen werden, lesen Sie in dieser Ausgabe ab Seite 17.

Auch die Landessortenversuche zu Sommer- (Brau-) Gerste geben in dieser Ausgabe Aufschluss darüber, welche Sorten in unserer Region am besten zurechtkommen beziehungsweise von den Mälzereien bevorzugt aufgenommen werden. Der Anbau von Braugerste stellt in diesem Jahr eine besonders interessante Alternative dar, weil die Preise derzeit durch hohe Nachfrage am Weltmarkt ein Rekordhoch erreicht haben und nach Meinung etlicher Experten auch mittelfristig noch hoch bleiben dürften.

Karsten Becker – LW 2/2022