Nicht schon wieder

Schaut man sich die derzeitige Entwicklung bei den Biogasanlagen an, fühlt man sich unweigerlich an den Niedergang der ehemals weltmarktführenden Solar-Industrie in Deutschland erinnert. Diese wurde zunächst mit viel politischem Willen durch Förderungs-Anreize und steuerliche Erleichterungen zu einer Blüte geführt und dann durch fehlende weitere Unterstützung dem Niedergang und den Chinesen überlassen. Dabei sind mehr Arbeitsplätze verlorengegangen als in der hochsubventionierten Kohle-Industrie vorhanden waren.

Aktuell soll die deutsche Wirtschaft mit Hochdruck auf Klimaneutralität umgebaut werden; und nach dem Aus für die Atomkraft sowie dem bevorstehenden Kohleausstieg wird nach jedem Strohhalm gegriffen, der dabei helfen kann, unseren Energiebedarf zu decken. Selbst umweltproblematische Verfahrensweisen wie der Import von Flüssiggas aus Südamerika wird in dieser Situation vorangetrieben.

Warum jetzt in dieser Lage nicht auf ein bestehendes und gut funktionierendes System wie die Biogaserzeugung aus Biomasse gesetzt wird, ist vielen Experten ein Rätsel. Biogas ist speicherbar, kann unabhängig von Sonnenschein und Wind Strom liefern und nach einer Aufbereitung auch direkt ins Erdgasnetz eingespeist werden.

Die überall im Land laufenden Anlagen erhalten über das EEG meist noch eine feste Einspeisevergütung für den erzeugten Strom. Für viele davon endet aber die Laufzeit dieser Verträge jetzt oder in den nächsten Jahren, und es steht die Entscheidung darüber an, wie diese Anlagen wirtschaftlich weiterbetrieben werden können.

Leider ist der politische Wille, den Biogas-erzeugenden Betrieben eine Perspektive zu geben, offenbar nicht vorhanden. Denn sowohl der für Bestandsanlagen angebotene Höchstwert von 19,83 Cent/kWh als auch das zur Verfügung gestellte gesetzliche Ausschreibungsvolumen (Anlagenbetreiber ohne EEG müssen an einer Ausschreibung teilnehmen) sind zu niedrig angesetzt. Man kann nur an den Gesetzgeber appellieren, auch im Interesse der eigenen Klimaziele, der Biogaserzeugung eine Chance zu geben. Mehr dazu in unse-rem Schwerpunkt „Erneuerbare Energien“ ab Seite 29.

Karsten Becker – LW 14/2024