Apfelanbau für den LEH durchgestylt

Nach milden Wintern stellen Spätfröste im Frühjahr und lange Hitzeperioden im Sommer für den Apfelanbau ein zunehmendes Problem dar. In den vergangenen Wochen reduzierten sich die Erntemengen täglich durch Sonnenbrand auf den Früchten. Noch möchte sich niemand bundesweit festlegen, regional wird von Ernteverlusten um 30 Prozent gesprochen (siehe S. 12).

Schwerer als dies, wiegt für die Apfelanbauer die Tatsache, dass die Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln unzuverlässiger wird: Gegen die zunehmenden Blutläuse ist nur eine Notfallzulassung für Movento vorhanden und gegen den Apfelwickler, der regional bereits stark auftritt, gibt es biologische Alternativen, die in ihrer Wirkung aber deutlich dem nun aus der Zulassung fallenden Insektizid Calypso hinterherhinken. Gegen Schorf wird die Anzahl der Fungizidanwendungen deutlich gekürzt.

Planungssicherheit gibt es auch im Apfelanbau nicht. Zwar ist der Apfel bei den Verbrauchern seit Jahren das beliebteste Obst – im Jahr 2018/2019 hat jeder Deutsche 25,5 kg Äpfel im Jahr gegessen. Doch wie in der ganzen Branche liegt der Haken beim Preis. Damit ein Apfelanbauer etwas verdient, muss er mindestens 60 Cent/kg verlangen. Doch oft liegen die Preise für Erzeuger laut EU-Apfelmarkt im fünfjährigen Mittel bei 55 Cent/kg.

Um aus dieser Sackgasse zu kommen, sehen Anbauer zunehmend Chancen in den Clubsorten wie Jazz. Der Anbau wird streng reglementiert, und qualitativ müssen hohe Vorgaben erfüllt werden. Dies betrifft die Fruchtgröße, die Deckfarbe und den Zuckergehalt. Jeder Baum kostet etwa doppelt so viel wie ein Jungbaum einer normalen Sorte und je Kilogramm, das verkauft wird, gehen einige Cent an die Vermarktungsorganisation. Diese organisiert werbewirksame Auftritte online und analog.

Die erfolgreichste globale Club­­sorte ist Pink Lady. Im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) werden für sie 3 Euro/kg verlangt, während herkömmliche Äpfel meist 1,50 Euro/kg kosten. Der Erzeuger erhält bei Pink Lady 1 Euro/kg. Er hat eine höhere Planungssicherheit, unter anderem für Investitionen in Bewässerung und Hagelschutz. Bisher funktioniert das System. Mit weiteren Sorten wird dem Erfolg von Pink Lady nachgeeifert.

Elke Setzepfand – LW 36/2020