Arbeit flexibler gestalten durch Automatisierung

Die Stallarbeit zeitsparender zu organisieren, ist ein Ziel in vielen Milchviehbetrieben. Deshalb geht die Automatisierung seit Jahren in großem Tempo voran. Laut dem Hessischen Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht werden mittlerweile etwa 21 Prozent aller in Hessen gehaltenen Kühe mit Robotern gemolken, Tendenz steigend. In Rheinland-Pfalz und dem Saarland melken laut dem Landeskontrollverband etwa 23 Prozent der Milchviehhalter automatisiert mit einem bis fünf Robotern je Betrieb. Stehen in RLP Neuinvestitionen an, entscheiden sich 75 Prozent für ein solches System. Die Gründe sind vielfältig: junge Betriebsleiter wollen weg von den starren Melkzeiten und damit von unflexibler Arbeitszeit- und auch Freizeitgestaltung. Gute Fremdarbeitskräfte sind zudem nicht leicht zu finden und noch schwieriger zu halten. Viele Familienbetriebe wollen gar nicht auf Fremdarbeitskräfte angewiesen sein, einfach weil man auf dem Hof innerhalb der Familie bleiben will. Welche Erfahrungen der Betrieb Palloks in der Südwestpfalz gemacht hat, der seit Januar dieses Jahres seine Kühe automatisch melkt, lesen Sie in unserem Schwerpunkt Automatisierung auf Seite 21.

Neben dem Melken gibt es weitere Tätigkeiten im Stall, die automatisiert werden können: Das Abschieben der Laufgänge, Einstreuen der Liegeboxen, Anschieben des Futters oder sogar die gesamte Fütterung. Ein vollautomatisiertes, computergesteuertes Futteranmischen, Vorlegen und Anschieben ist eine Variante, die auch erste Betriebe in Hessen und Rheinland-Pfalz schon nutzen. Kann eine so umfangreiche Investition aktuell nicht getätigt werden, ist ein Futterband eine Möglichkeit zur Teilautomatisierung. Das Band kann mit einem stationären Futtermischwagen beschickt werden, Futterreste werden über einen Abstreifer entfernt und auch die Arbeitszeit für das Anschieben entfällt. Ein großer Vorteil ist, dass bei Stall­umbauten zusätzlicher Raum für Liege- und Laufflächen geschaffen wird, denn der Futtertisch fällt hier sehr schmal aus. Wie Betriebsleiter aus Süddeutschland damit zurechtkommen, lesen Sie in der Ausgabe 29 ab Seite 18.

Marion Adams – LW 29/2022