Billige PR-Aktion
Damit hat es Penny bis in die Hauptnachrichten geschafft: Noch bis zum 5. August wird der Lebensmitteldiscounter mehrere konventionelle und Bioprodukte zwischen 5 und 94 Prozent teurer verkaufen, um so die nach eigenen Angaben anfallenden ökonomischen Auswirkungen auf den Boden, Klima, Wasser und Gesundheit mit einzubeziehen. Die extreme Bandbreite beim Preisaufschlag ergibt sich aus den verschiedenen Auswirkungen der Anbau- und Haltungsformen, die Forscher der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald aus Agrardatenbanken und Schadenkostenmodellen unter anderem des Bundesumweltamtes ausgerechnet haben. Den Anspruch der Vollständigkeit können sie damit nicht erheben. Mit den „wahren Preisen“ wollen Forscher und Discounter einen transparenten Diskurs über die Umweltfolgen der Lebensmittelherstellung führen.
Oder ist es doch nur eine billige PR-Aktion? Transparenz und Diskurs sind schön, aber es ist störend, wenn eine Handelskette sich damit einen philanthropischen Anstrich geben will, die auf den Lebensmittelmärkten knallhart auf Niedrigpreise setzt. Insbesondere eine Weiterentwicklung der Tierhaltung mit noch mehr Tierwohl wie von den Verbrauchern gewünscht und auch von der Landwirtschaft angestrebt, ist damit nicht möglich. Die Aussage des Discounters und der Forscher, dass die Verbraucher die Kosten für die behauptete umweltschädliche Produktion nicht tragen sollen, ist in diesem Zusammenhang anbiedernd. Ein gewünschtes, noch höheres Produktionsniveau mit noch höheren Kosten, geht nur über höhere Preise. Und dass es eine Lebensmittelproduktion ohne Umweltauswirkung gibt, ist ebenso eine Illussion.
Für den Discounter ist nach einer Woche der Aktion vorerst Schluss. Die Waren, die er nicht teurer verkaufen konnte, wird er zum bisherigen Preis losschlagen. Die Erzeuger aber werden dumm angesehen, auch wenn Penny scheinheilig beteuert, es gebe keine Schuldzuweisung.
Cornelius Mohr – LW 31/2023