Direktvermarktung ist kein Selbstläufer
Vor Kurzem ist die Messe für Direktvermarkter in Karlsruhe zu Ende gegangen. In Gesprächen sowohl mit den Ausstellern als auch den Besuchern (Direktvermarktern) waren sehr unterschiedliche Beurteilungen über die wirtschaftliche Lage zu hören. Corona hatte den Direktvermarktern zu Beginn der Pandemie einen Ansturm an Kunden beschert, doch durch den Krieg in der Ukaine und die Inflation hat sich gezeigt, dass die Kunden preissensibel und mit Kaufzurückhaltung reagieren. Daher ist es für Hofladenbesitzer und selbstvermarktende Winzer angesichts steigender Produktionskosten schwer, den Kunden Preiszugeständnisse einzuräumen. Es muss viel erklärt werden, viele Kunden bleiben weg und die Erlöse schrumpfen.
Den Hofladenbesitzern bleibt in dieser Situation, ihre eigene Wertschöpfung im Betrieb zu vertiefen und ihre Produkte weiter zu verarbeiten. Immer mehr Milchviehbetriebe mit Hofladen werden kreativ und setzen zum Beispiel auf die Attraktion Hofladeneis bis hin zum Eiscafé. Mit diesen Vorstößen wagen sie Neues. Bald wird es ein weiteres Hofladen-Eiscafé in Deutschland geben, hat ein Ladeneinrichter auf der Messe erzählt. Diese große Investition ist nur dann zu realisieren, wenn die Kundschaft sicher ist. Das ist in einem touristischen Umfeld möglich. Doch auch im kleineren Stil ist es wichtig, seine Wertschöpfung im Betrieb zu steigern, es braucht dazu mehr Maschinen und Automaten oder mehr Personal. Da Letzteres kaum auf dem Markt zu finden ist, setzen Direktvermarkter immer mehr auf die Verkaufsautomaten, die rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Ob sich diese Investitionen für den eigenen Betrieb lohnen, sollte im Vorfeld berechnet
werden. Dafür gibt es kompetente Beratung in den Ländern und ein Kalkulationsprogramm für landwirtschaftliche und weinbauliche Direktvermarktung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, das die Berechnung deutlich erleichtert. Direktvermarkter können in diesem Programm Vorab-Kalkulationen für neue Produkte und Absatzwege vornehmen. Dieses Instrument führt zu mehr Sicherheit für die investitionswilligen Betriebe.
Mehr zum Thema im Schwerpunkt ab Seite 11.
Elke Setzepfand – LW 49/2023