Direktvermarktung stützt den Kirschenanbau

Der Obstanbau ist mit hohem Arbeitseinsatz, mit hohen Investionen und beträchtlichen Risiken behaftet. Er leidet insbe­sondere unter einer immer geringeren Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln. So gibt es seit Jahren bei den Insektiziden eine Notfallzulassung nach der anderen. Nur durch den geschützten Anbau mit Folien und Netzen kann die Lücke im Pflanzenschutz gestopft werden. Im Kirschenanbau zeigt sich diese Entwicklung par excellence.

Der Verbraucher möchte knackig frische Kirschen, natürlich ohne Maden. Diese Anforderung kann in Deutschland immer schwerer erfüllt werden. Denn mit dem Klimawandel breiten sich Schädlinge wie die Kirschessigfliege aus, treten vermehrt Spätfröste ein und Trockenheit im Sommer. Um den geschützten Anbau unter Folie und Netz kommen die Obstbauern somit nicht herum. Zu den hohen Anfangsinvestitionen gehört auch die Bewässerung zum Schutz vor Frost und Trockenheit sowie zur Steigerung der Fruchtgröße.

Dem hohen Aufwand und den enormen Kosten müssen in der sehr kurzen Saison der Kirschen von Ende Mai bis Juli entsprechend hohe Einnahmen gegenüberstehen. Allein der Arbeitspeak im Juni beansprucht etwa 600 Stunden pro Hektar. Durch die Erhöhung des Mindestlohns auf 10,45 Euro ab Juli und auf 12 Euro ab Oktober werden die Produktionskosten nochmals deutlich erhöht.

Nur in der Direktvermarktung mit Preisen von über 5 Euro/kg ist die Kirsche auf den Betrieben rentabel. Aufgrund des hohen Anbau- und Preisrisikos werden sie in den Betrieben meist mit anderen Steinobstarten angebaut, wie in Rheinhessen.

Um die hohen Produktionskosten, insbesondere die Arbeitskosten zu senken, gibt es die Möglichkeit, das Erziehungssystem zu wechseln. Eines dieser Systeme ist die Fruchtwand – kleine, eng gepflanzte Bäume, die mit einer Armlänge erfasst werden können und eine schnelle Ernte ermöglichen. Auch die Schrägspindel und Spindel bieten eine gute Arbeitserleichterung, wie Versuche gezeigt haben.

Bei solch teuren Anfangsinvestitionen muss dann wiederum die Ernte abgesichert sein, was den Kulturschutz mit Netzen und Folien erforderlich macht.

Elke Setzepfand – LW 11/2022