Engagiertes Krisenmanagement

Seit dem Fund eines mit der Afrikanischen Schweinepest infizierten Wildschweins vor genau zwei Monaten im südhessischen Landkreis Groß-Gerau arbeiten die Veterinärbehörden vor Ort und das Landwirtschaftsministerium mit Hochdruck daran, die Seuche einzudämmen und gleichzeitig mit Maßnahmen der Risikominimierung die landwirtschaftlichen Arbeiten wie die Getreideernte zu ermöglichen. Bestand zunächst die Hoffnung, dass das Virus nicht auf Hausschweinebestände übertragen wird, so tun die Behörden jetzt alles dafür, dass nicht weitere Haltungen zu den bis dato acht infizierten Beständen hinzukommen und dass das Seuchengeschehen regional begrenzt bleibt und hoffentlich zum Erliegen kommt. Der Wildschweinebestand ist hier allerdings der Gegenspieler. Und dass der Eintragsweg des Virus in die Hausschweinebestände nach wie vor nicht bekannt ist (spielen etwa auch Insekten als Überträger eine Rolle?), ist eine Unsicherheit, die über der Frage des Ausbreitungsrisikos liegt.

Etwas Druck kann jetzt von den Betrieben genommen werden, die in der Schutzzone II und III liegen und deren Schweine bislang nicht geschlachtet werden konnten. Dem Vernehmen nach sollen die ersten Tiere in dieser Woche zu einer benannten Schlachtstätte nach Norddeutschland transportiert werden. Zwischen Betreibern von Schlachtstätten, Veterinärbehörden, Landesregierung und dem Bauernverband gab es zuvor wochenlange Gespräche, die einige Rückschläge beziehungsweise Rückzieher erlebten. Die betroffenen Schweinehalter werden voraussichtlich keine Erlöse haben, aber hohe Kosten für die überlange Haltung. Für den Transport zeichnen sich finanzielle Hilfen durch das Land und die Tierseuchenkasse ab. Die Landesregierung zeigt sich in der Krise sehr engagiert. Minister und Staatssekretär sind vor Ort zu Gesprächen bei den Bauern. Viele Fragen stehen im Raum. Wann können die Ställe wieder belegt werden, wie funktioniert künftig die Schlachtung und Vermarktung? Was ist bei den anstehenden Erntearbeiten etwa beim Mais zu beachten? Die Seuche hat eine Dynamik, die allen Beteiligten das Äußerste abverlangt, auch wenn sie seit Jahren mit ihr rechnen mussten und sich vorbereitet hatten.

Cornelius Mohr – LW 33/2024