Erfreuliche Bewegung bei der Düngung
In Sachen Düngung und Nährstoffmanagement stellt man in jüngster Zeit eine erfreuliche Bewegung fest, die den Landwirten Entlastung bringen kann. Die Aufhebung der Stoffstrombilanz (die aber noch umgesetzt werden muss), auf die sich die Herbst-Agrarministerkonferenz vor zwei Wochen geeinigt hat, ist eine konkrete Maßnahme zum Bürokratieabbau. Der Berufsstand kritisiert die Stoffstrombilanz seit langem, weil die Bilanzierung keine Aussagekraft für die Flächen hat, aber einen hohen Aufwand an Dokumentation verlangt. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat jetzt zugestimmt, nachdem er lange für den Beibehalt war. Große Achtsamkeit der Länder und des Berufsstandes ist deshalb geboten, wenn der Bundeslandwirtschaftsminister demnächst eine Monitoring-Verordnung vorlegt. Anders als bei der Stoffstrombilanzierung soll damit schlaggenau und einzelbetrieblich das Stickstoffmanagement abgebildet und, wie von der EU gefordert, verursachergerecht bewertet werden.
Vergangene Woche meldete der Bayerische Bauernverband einen Erfolg, dass nämlich verdünnte Rindergülle in Zusammenspiel mit einer App im Freistaat weiterhin mittels Breitverteilung auf Grünland sowie auf Ackerland ausgebracht werden darf. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hatte festgestellt, dass die Verdünnung entscheidend für die Reduktion von Ammoniak-Emissionen ist. Die Bauern sehen die Pflicht, ab nächstem Jahr Gülle auch auf Grünland nur streifenförmig auszubringen, sehr skeptisch, weil die Technik sehr teuer ist und die Güllestreifen bei Trockenheit kaum vergehen. In Hessen ist in diesem Jahr auf Betreiben des Bauernverbandes zusammen mit der Landesregierung eine Vereinfachung der Antragstellung für Ausnahmen von der streifenförmigen Ausbringung auf bestelltem Ackerland und auf Grünland erreicht worden. Schon zu Jahresbeginn hatte Wiesbaden mit der Präzisierung der Düngeregelungen auf angefrorenem Boden eine sachgerechte Regelung gefunden. Die Maßnahmen sind auch eine Reaktion auf die Bauernproteste im Winter. Sie sind keine Gefälligkeiten, sondern sind fachlich gut begründet. Es fördert das Vertrauen in die Politik, wenn sie auf gute fachliche Argumente richtig reagiert.
Cornelius Mohr – LW 39/2024