Folgen des Mindestlohns

Mit der Einführung des Mindestlohns in Deutschland war klar, dass manche Politiker künftig danach trachten werden, sich mit Forderungen nach einer besonders hohen Steigerung bei ihrer Klientel als Weihnachtsmann beliebt zu machen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat dies wiederum mit seiner „Erwartung“ getan, dass der Mindestlohn deutlich erhöht werden müsse. Ein weiteres Mal wird die Arbeit der Mindestlohnkommission, die aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern besteht, infrage gestellt. Die vergangene Erhöhung auf 12 Euro von vormals 10,45 Euro basierte bekanntlich auf einem Gesetz, auf das die SPD bestanden und das die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart hatte. Mit dieser Erhöhung wurde das Lohngefüge bereits erheblich beeinträchtigt, weil der Abstand zu den nächsthöheren Lohngruppen angepasst werden musste. Auch das ist erwähnenswert, wenn Heil die Tariferhöhungen als ein Grund für die Anhebung des Mindestlohns nennt.

Bei der Einführung des Mindestlohnes ahnten die Sonderkulturbetriebe, die eine große Zahl an Saisonarbeitskräften einsetzen, dass es noch schwerer wird, mit arbeitsintensiven Kulturen in Deutschland Geld zu verdienen. Die Betriebe stehen, anders als die meisten anderen heimischen Wirtschaftsbereiche, in direkter Konkurrenz zu der Erzeugung im Ausland, wo meist weit geringere Löhne gezahlt werden, beispielsweise in Spanien mit einem Mindeststundenlohn von 6,55 Euro. Spargel von dort kostete vergangene Woche im Handel weniger als die Hälfte im Vergleich zu heimischer Ware beim Direktvermarkter. Man kann nur hoffen, dass die Verbraucher trotzdem zu Ware aus der Region greifen. Denn eine Angleichung der Mindestlöhne in Europa scheint in weiter Ferne.

Dass der deutsche Arbeitsmarkt für Saisonarbeitskräfte wegen des zweithöchsten Mindestlohns in der EU attraktiv ist, hilft den Sonderkulturbetrieben nicht viel, wenn sie die höheren Kosten beziehungsweise erforderlichen Preise am Markt nicht durchsetzen können. Ihnen bleibt dann nur, auf personalextensivere Produktionsverfahren umzusteigen, die Flächen mit Intensivkulturen zu reduzieren oder aus ihnen auszusteigen. Arbeitsplätze und Eigenversorgung gehen verloren.

Cornelius Mohr – LW 16/2023