Gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Der Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) wird im Berufsstand breit und kontrovers diskutiert. War es richtig, dem Auslaufen einer flächengebundenen Direktzahlung in der übernächsten GAP-Periode zuzustimmen, eine Reduzierung des Tierbestandes gutzuheißen, auch wenn diese nicht staatlich verordnet werden soll, oder gemeinsam mit den Naturschutzverbänden und den anderen ZKL-Be­­teiligten zu konstatieren, dass es mit der Landwirtschaft so nicht weitergeht oder dass das bisherige Agrar- und Ernährungssystem Kosten durch schädliche Auswirkungen auf Klima, Biodiversität sowie durch Nährstoffausträge von mindestens 90 Mrd. Euro im Jahr verursacht? Für viele Landwirte sind das schon Zumutungen. Allein der Begriff von Transformation und Umbau erweckt den Eindruck, als ob Alles oder Vieles in der landwirtschaftlichen Erzeugung falsch war und ist. Doch einen anklagenden Ton hat der Bericht ganz und gar nicht. Er betont vielmehr, dass der gegenwärtige Zustand der Landwirtschaft der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung folgt, und dass die Umsetzung der von der ZKL formulierten Ziele und Vorschläge ebenso eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Dies gilt insbesondere für die Übernahme der Kosten, die durch den zusätzlichen Aufwand in der landwirtschaftlichen Produktion künftig entstehen. Das Bekenntnis zu einer heimischen Produktion mit der Ablehnung der Produktionsverlagerung ins Ausland sind weitere Pluspunkte des Berichts. Auch die Empfehlung der ZKL, nach kooperativen Lösungen beim Naturschutz zu suchen und die Vorschläge der Borchert-Kommission für die Tierhaltung zu übernehmen, gehören dazu. Daneben sind auch das Abrüsten im Ton und die Erkenntnis insbesondere von Naturschutzseite, dass Landwirtinnen und Landwirte auch Anerkennung brauchen, positive Erscheinungen.

Für das gegenseitige Verständnis hat die Arbeit in der ZKL demnach etwas gebracht. So oder so wird der Bericht, der von so unterschiedlichen Gruppierungen getragen wird, Einfluss auf die Politik der nächsten Bundesregierung haben. Das Mitwirken des Bauernverbandes, das er selbst mehrfach infrage stellte, war deshalb richtig.

Cornelius Mohr – LW 28/2021