Glyphosat-Gegnern gehen die Argumente aus

Objektiv betrachtet überwiegen bei der Verwendung von Glyphosat die Vorteile die Risiken bei weitem. Das sieht auch die Europäische Kommission so, die nach umfangreichen Prüfungen die Genehmigung für den Wirkstoff bis 2033 verlängert hat. Nach dieser Entscheidung hat sich die Diskussion nun auf die nationalen Zulassungen verlagert, beispielsweise durch Auflagen, die eine Anwendung nur auf 90 Prozent der zu behandelnden Fläche vorsehen.

Um nicht gegen europäisches Recht zu verstoßen, hat das Bundes-Landwirtschaftsministerium eine Eilverordnung in Kraft gesetzt, die Glyphosat-Anwendungen bis zum 30. Juni regelt. Was danach kommt, wird derzeit erarbeitet – Ausgang offen.

Derweil arbeitet der Pflanzenschutz-Hersteller Bayer, dessen Tochter Monsanto den Wirkstoff entwickelt hat, an einer Glyphosat-Altenative. Wie der Konzern mitteilt, soll bis 2028 ein gleichwertiges Produkt auf den Markt kommen, das bereits an Pflanzen getestet werde (s. S. 20).

Man kann nur hoffen, dass solche Innovationen bald zur Verfügung stehen, denn Glyphosat hat neben dem ackerbaulichen Nutzen auch Vorteile in Sachen Biodiversität. Hier steht der Einsatz des Wirkstoffes – anders als oft behauptet – besser da als die meisten Alternativ-Methoden zur Unkrautunterdrückung wie etwa eine intensive Bodenbearbeitung. Diese wirkt sich negativer auf das Bodenleben, die Bodenstruktur und beispielsweise Bodenbrüter aus als eine Glyphosat-Anwendung.

Hinsichtlich der Umweltwirkung von Glyphosat lässt auch eine aktuelle Studie der Universität Tübingen aufhorchen. Den Forschern zufolge dürfte ein Großteil der gemessenen Glyphosat-Rückstände in Gewässern auf den Abbau von Waschmitteln in Kläranlagen zurückgehen (s. S. 21).

Auch wenn den Gegnern langsam die Argumente ausgehen, wird die Diskussion weitergehen, weil Glyphosat zu einem ideologischen Kampfbegriff geworden ist. Und diese Grabenkämpfe werden auf dem Rücken der Bauern ausgetragen, deren Betriebe weiter unter den dadurch bedingten Wettbewerbsnachteilen zu leiden haben.

Karsten Becker – LW 12/2024