Große Herausforderungen im Weinbau
Die Winzer sortieren derzeit ihre Erntemenge 2022 nach Kontingenten ein. Die Traubenernte- und Weinerzeugungsmeldung, das Lieferantenverzeichnis zur Weinerzeugungsmeldung sowie die gesonderte Berechnung der Gesamthektarerträge sind bis 15. Januar abzugeben. Danach erwarten die Kommissionäre eine Belebung des Fassweinmarktes bei weiterhin stabilen Preisen.
Mit dem Rebschnitt legen die Winzer nun die Basis für den neuen Weinjahrgang. Je nach Qualitätsziel wird mehr oder weniger Ertrag angestrebt. Jedes Jahr bringt seine Herausforderungen mit. Je nach Witterung treten Krankheits- und Schädlingsbefall auf: Im Jahr 2021 war der Sommer nass und es trat massiv Peronospora auf. 2022 machten anhaltende Trockenheit und teilweise auch Oidiumbefall Sorgen. Die Witterung hält die Winzer in Atem, prägt aber auch den Weinjahrgang und macht die Weinbereitung spannend und interessant.
Existenzielle Sorgen macht den Winzern die EU-Politik, die zum Beispiel nicht zwischen Alkoholmissbrauch und moderatem Weinkonsum unterscheidet. Immer wieder ploppt das Thema auf. Das Kulturgut, das Landschaften und Menschen in den Weinbaugebieten seit 2.000 Jahren prägt, wird nicht wahrgenommen und mit Drogen gleichgestellt, was für die Weinbranche weder nachvollziehbar noch akzeptabel ist. Zudem schockt ein Entwurf der EU-Kommission, der ein Pflanzenschutzmittelverbot in Schutzgebieten ankündigt. Das würde das Ende des Weinbaus auf vielen renommierten Lagen bedeuten.
An den regionalen Weinbautagen wird diskutiert wie mit den teilweise nicht erfüllbaren Forderungen der Gesellschaft umgegangen werden kann. Das Thema Nachhaltigkeit wird an den Pfälzer Weinbautagen in Neustadt und ebenso an den AgrarWinterTagen in Mainz auf dem Messegelände im Fokus stehen. Die Branche sucht nach Lösungen. Zum Beispiel könnte eine Umstellung auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten den Einsatz von Pflanzenschutzmittel reduzieren. Dazu müssten sich auch die Weinfreunde umstellen, denn am Ende entscheidet der Markt.
Bettina Siée – LW 2/2023