Große Hilfsbereitschaft

Die immensen Schäden durch das Hochwasser in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und anderen Orten in Deutschland hat in der Landwirtschaft eine Welle von Hilfsaktionen ausgelöst. Landwirte, die sich zum Teil über das Internet organisiert haben, räumen mit ihren Traktoren und Geräten Schlamm, Geröll und Gebäudeteile weg, viele nehmen sogar lange Anfahrten auf sich. Wie auch bei Katastrophenfällen in der Vergangenheit, so helfen die Bauern einander. Es werden Futter für tierhaltende Betriebe angeboten, Arbeitskraft und Sachspenden. Die Bauernverbände richten Spendenkonten ein, um die Betriebe beim Wiederaufbau und der Wiederbeschaffung der Gebäude, des Viehs und der Geräte zu unterstützen. Diese Solidarität im Berufsstand ist einzigartig und bewundernswert.

Das Besondere an dieser schnell mit großen Regenmengen hereingebrochenen Hochwasserkatastrophe ist, dass so viele Menschenopfer zu beklagen sind. Am Dienstag wurden rund 160 gemeldet. Angesichts dieses Ausmaßes wird natürlich über die politischen Konsequenzen debattiert. Die Klimaerwärmung, die nach Meinung der Experten diese extremen Niederschläge zumindest verstärkt hat, ist zurück als Hauptthema im Wahlkampf. Muss jetzt also alles noch viel schneller gehen? Dazu könnten jetzt viele Politiker geneigt sein. Dabei wurde erst im Juni das neue Klimaschutzgesetz verabschiedet, mit dem Deutschland Klimaneutralität bis 2045 statt im Jahr 2050 erreichen will. Allein bis 2030 steigt das Minderungsziel von Treibhausgasen um weitere 10 Prozentpunkte auf mindestens 65 Prozent gegenüber 1990. Und nach dem Vorschlag der EU-Kommission soll die Landwirtschaft bereits bis 2035 klimaneutral sein, und die Emissionen von Autos sollen um 55 Prozent sinken. Bis 2035 will man nur noch emissionsfreie Neuwagen zulassen.

Ein weiteres Hochschrauben der nationalen Klimaziele hat nur dann Wirkung, wenn es im internationalen Gleichschritt geschieht. Um schnell eine höhere Sicherheit vor Katastrophen zu erlangen, muss man sich deshalb auch mit der Eindämmung der Folgen des Klimawandels stärker befassen.

Cornelius Mohr – LW 29/2021