Grüne Berufe sind attraktiv

Die Landwirtschaft fasziniert immer noch viele junge Menschen. So startet auch in diesem Jahr das neue Ausbildungsjahr in den Grünen Berufen wie Landwirt, Winzer und Gärt­ner mit stabilen Schülerzahlen. Im letzten Ausbildungsjahr 2022/2023 wurde sogar ein Zuwachs bei den Grünen Berufen von 3,5 Pro­­zent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Und auch immer mehr Frauen interessierten sich für einen grünen Ausbildungsberuf: Knapp ein Drittel der Neuverträge wurde von ihnen abgeschlossen.

Dass sich so viele junge Menschen jeglichen Geschlechts für die Ausbildung beispielsweise zum Landwirt entscheiden – die Hälfte von ihnen kommt heutzutage nicht von einem landwirtschaftlichen Betrieb – spricht für die Attraktivität des Berufes.

Doch trotz stabiler Schülerzahlen in den letzten Jahren ist der Fachkräftemangel auch in der Landwirtschaft angekommen. Viele Betriebe suchen noch lange nach Ausbildungsbeginn nach geeigneten Azubis. Nicht alle ausgelernten Fachkräfte bleiben auf den Betrieben. Einige werden abgeworben, andere qualifizieren sich über eine Fachschule weiter oder beginnen ein Studium. Der demografische Wandel vergrößert außerdem die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Je nach Sparte, beispielsweise bei den Forstwirten, beenden deutlich weniger Auszubildende ihre Ausbildung, als Mitarbeiter in Rente gehen. Zudem haben Berufseinsteiger höhere Anforderungen an die Arbeitgeber. Ohne „Work-Life-­Ba­lance“ scheint es heute schwieriger zu sein, gute Mitarbeiter zu finden und zu halten. Klar, Homeoffice oder eine Vier-Tage-Woche sind in der Landwirtschaft nicht möglich. Die Betriebe sind gefragt, ihre Arbeitsplätze auf andere Weise attraktiv zu gestalten. Dazu gehört unter anderem eine faire Bezahlung, die mit passendem Ausgleich bei Mehrarbeit einhergeht. Sie können mit topmodernen Maschinen und Geräten bei den jungen Leuten punkten. Und da der landwirtschaftliche Beruf es erfordert, sich stetig an verändernde Bedingungen anzupassen, sowohl in Bezug auf die Klimaverhältnisse und tech­nische Innovationen als auch im Hinblick auf gesetzliche Rahmenbedingungen, ist die Arbeit abwechslungsreich und nie langweilig. Schließlich ist es ein Beruf, den man aus Überzeugung wählt und der unver­zicht­bar für unsere Gesellschaft ist.

Dr. Stephanie Lehmkühler – LW 31/2024