Harte Zeiten für den Ökolandbau

Die Öko-Feldtage warteten wieder mit viel moderner Technik, neuester Pflanzenzüchtung sowie vielen Fachinformationen auf, von denen sowohl der Öko- wie auch der konventionelle Landwirt profitieren konnte. Unterdessen ist die Stimmung unter den Ökobauern angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung stark eingetrübt. Durch den enormen Anstieg der Lebenshaltungskosten ist die Nachfrage der Verbraucher nach Bioware rückläufig. Bioware wird vielfach als Luxus empfunden, auf den man verzichten kann.

Überhaupt versuchen die Menschen, beim Einkauf von Lebensmitteln zu sparen und gehen wieder verstärkt zum Discounter. Das war noch zu Beginn der Corona-Pandemie anders, als Ökolebensmittel, zumal wenn sie aus der Region stammten, stark nachgefragt wurden. Hinzu kommen jetzt die rasant gestiegenen Betriebsmittelkosten, womit auch die konventionellen Berufskollegen zu kämpfen haben.

Bei den Biobauern, die aufgrund der intensiven Bodenbearbeitung mehr Sprit verbrauchen, wirken sich die hohen Treibstoffpreise noch deutlicher aus. Die steigenden Mindestlöhne werden zudem den Kostendruck aufgrund des hohen Arbeitskostenanteils im Ökolandbau noch verstärken. Mit Ent­setzen schauen die Biobauern deshalb auf den derzeit sehr geringen Preisabstand, der den Unterschied der Herstellungskosten für ökologisch und konventionell erzeugte Agrargütern nicht abbildet.

Politisch hat der Ökoanbau allen Bekenntnissen zum Trotz auch keinen großen Rückenwind. Der Ökolandbau ist nicht mehr wie bei der bisherigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) grün per Definition, sondern muss in der neuen GAP ebenfalls 4 Prozent Ackerfläche stilllegen, mit anschließendem hohem Aufwand für die Beikraut-Regulierung. Und bei den Eco-Schemes steht den Biobauern – ähnlich geht es den Milchbauern – keine adäquate Maßnahme zur Verfügung, um die staatlichen Leistungen aufzubessern. Während die Politik weiter die Erfüllung von Öko-Zielen wie 30 Prozent im Jahre 2030 propagiert, macht sich deshalb unter Beratern schon die Befürchtung breit, dass es in nächster Zeit viele Rück­umsteller geben könnte.

Cornelius Mohr – LW 27/2022