Herkulesaufgabe Aufforstung

Mal ist es zu trocken, mal nass, mal frostig – in den letzten Jahren war das Zeitfenster für die Aufforstung immer recht klein. Daher haben einige Waldbesitzer die vergangenen Regentage vor dem Frost zum Pflanzen genutzt. Sind die jungen Bäume in der Erde, ist dennoch nicht klar, wie lange sie überleben (siehe Beitrag ab S. 15).

Auf größeren Aufforstungsflächen ist eine Einzäunung sinnvoll, auf Kleinflächen muss in Einzelschutz für die Jungbäume investiert werden, um sie vor Verbiss und Fegen durch Reh- und Rotwild zu schützen. Auch Mäuse können einen hohen Schaden in Forstkulturen anrichten. Deren Anzahl hat sich in den letzten Jahren mit den milden Wintern aufgebaut. Die derzeitigen Temperaturen geben Hoffnung, dass sich die Mäusepopulation reduziert. Eine immer größere Rolle spielt die Wasserversorgung. Die jungen Bäume benötigen gerade in den ersten Jahren im Sommer genügend Wasser, denn ihre Wurzeln reichen noch nicht tief. Die Wassergaben bedeuten einen hohen Aufwand und steigende Kosten.

So wird das Aufforsten zur Herkulesaufgabe für die Waldbesitzer. Die richtige Baumartenwahl, basierend auf der guten Kenntnis des eigenen Standortes sowie zertifiziertes Saatgut bilden wichtige Grundlagen. In Hessen hilft der Online-Webservice „Klimaangepasste Baumartenempfehlung“ der NW-FVA den Waldbesitzern bei der Baumartenwahl (siehe S. 11). Zwar gibt es staatliche Förderung für stabile widerstandsfähige Mischbestände, doch der Waldbesitzer muss nach zehn Jahren einen Mischbestand vorweisen. Wildverbiss oder Fegen werden nicht als Ausfallschäden anerkannt – Frost oder Trockenheit jedoch schon. Auch Lieferengpässe bei bestimmten Baum­arten in den Forstbaumschulen können einen Strich durch die Pläne machen.

Die Saat oder das Warten auf die Naturverjüngung sind für Waldbesitzer finanziell günstiger – dann entwickeln sich Pionierbaumarten und Edellaub – ein Waldumbau für den Wald von morgen, gelingt so nicht. Denn besonders die Eiche als Lichtbaumart und trockenresistente Art duldet keine schnellwachsende Konkurrenz. Viele setzen nun auf Eichen – gut so. Genügend forstliches Saatgut konnte dieses Jahr in der Samendarre Wolfgang geerntet werden (siehe S. 17).

Elke Setzepfand – LW 6/2021