Holz ist genug da!

Es war eine außergewöhnliche Situation im vergangenen Frühjahr, die die Forstbranche gegen die Holzverarbeiter aufbrachte. In den vergangenen Jahrzehnten waren sie zwei Glieder einer Wertschöpfungskette, die gelernt hatten, weitgehend mit einer Stimme zu sprechen. Doch das war Anfang des Jahres vorbei. Während die Sägebetriebe und Holzgroßhändler den Boom der Bauwirtschaft in den USA und China nutzten und sich mit dem Export von Schnittholz eine goldene Nase verdienten (mehr dazu ab S. 8), gingen die Waldbesitzer leer aus. Denn das Schnittholz wurde zu niedrigsten Preisen, zum Teil als Käferholz erworben. Für Bretter, Balken und Kanthölzer wurde dagegen bis zu 300 Prozent mehr bezahlt als im Schnitt der vergangenen 40 Jahre.

Auf dem heimischen Markt wurde das Bauholz derweil knapp und musste teuer bezahlt werden. Die Kalkulationen der Handwerker, Bauunternehmer und Bauherren stimmten plötzlich nicht mehr. Der glänzende Ruf des Holzbaus als klima- und ressourcenschonende Bauweise, bekam einen Kratzer. Viele Menschen konnten auch nicht verstehen, dass Holz aus heimischen Wäldern exportiert wird und waren empört.

Bis heute bleibt diese Marktturbulenz mit einem Hauch von Kuriosität behaftet. Ein Wirtschaftspsychologe würde sagen, da spielten plötzlich Emotionen eine Rolle: die Angst vor einer Holzknappheit. Dabei gab und gibt es genügend Holz, wie die Statistik zeigt. Im Wald liegt polderweise Käferholz, und Schadholz wird stetig eingeschlagen.

Erst im Juni lenkten die Sägebetriebe ein und gaben die Preise an die Waldbesitzer weiter. Derzeit wird das Leitsortiment Fichte 2b mit 115 Euro/fm gut bezahlt. Alle hoffen, dass der Preis lange anhält. Denn die Waldbesitzer brauchen das Geld dringend für den Umbau und die Wiederbewaldung ihrer Kahlflächen. Aber es kann nur verkaufen, wer noch Bäume hat. Wer die Fichten verloren hat, kann auf Jahre nicht ernten.

Daher ist die Waldprämie der Bundesregierung eine notwendige und für viele Privatwaldbesitzer existenzielle Unterstützung. Nur so kann auch für die besonders stark betroffenen Forstbetriebe wieder eine neue Zukunft heranwachsen.

Elke Setzepfand – LW 40/2021