Jedes deutsche Tor hilft der Landwirtschaft
Die Corona-Pandemie, die nun gerade wieder abflaut, hat unter anderem dazu geführt, dass der Bierabsatz deutscher Brauereien deutlich gesunken ist. Das liegt vor allem am Fassbier, auf dem die Branche wegen ausgefallener Veranstaltungen sitzen geblieben ist. Die jetzt laufende Fußball-Europameisterschaft könnte diesbezüglich zumindest diesen Sommer retten, also drücken wir der deutschen Mannschaft die Daumen, dass sie möglichst lange im Turnier bleibt.
Wie schwer aber Marktentwicklungen heutzutage einzuschätzen sind, hat unlängst erst die heimische Forstwirtschaft erlebt: Trotz hoher Mengen an Sturm- und Käferholz sind die Preise auf einem ungeahnten Höhenflug. Ursache ist dafür vor allem der Bauboom in den USA und in China, der weltweit die Preise deutlich anziehen lässt. Hinzu kommt ein Exportverbot Russlands für Nadelrundholz. All das macht sich auch am deutschen Holzmarkt durch lange Lieferzeiten und eben deutlich höhere Preise bemerkbar, weil große Mengen zu guten Konditionen ins Ausland verkauft werden können.
Ähnliches geschieht derzeit auf dem Gerstenmarkt: Trotz des Absatzeinbruchs beim Bier ist der Markt für Gerste quasi leergefegt. Hauptursache ist hier ein Handelskonflikt zwischen China und Australien. Die Chinesen kaufen deshalb nicht mehr wie bisher große Mengen australischer Gerste, sondern zu hohen Preisen auf dem Weltmarkt ein. Seinen Niederschlag findet diese Entwicklung auch auf dem heimischen Braugerstenmarkt: Notierte das LW im Juni 2020 als Erzeugerpreis für Braugerste noch unter 160 Euro pro Tonne, so sind es in diesem Juni (LW 24) deutlich über 200 Euro pro Tonne Braugerste.
Großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Braugerstenanbaus hat nach wie vor die Sorte, die einerseits zum Standort passen und andererseits aber auch die Zustimmung der verarbeitenden Industrie finden muss. Bei den derzeit stattfindenden Braugerstenrundfahrten werden die neuesten Züchtungen vorgestellt, dabei zeigt sich: Jede neue Sorte muss sich am Ertragsniveau der diesbezüglich führenden Sorte Planet messen lassen (mehr dazu in der Rubrik Pflanzenbau auf Seite 38).
Karsten Becker – LW 24/2021