Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle

Waldbesitzer können zu den Erfahrungen der letzten Jahre vor allem eines sagen: Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen. Von Stürmen zerzaust und von drei Trockenjahren in Folge ausgedorrt, sieht der Wald heute nicht mehr aus wie in den Jahrzehnten zuvor. Der Borkenkäfer hat ganze Arbeit geleistet.

Das vergangene Jahr hat dem Wald gutgetan, die Niederschläge verhinderten erneute Trockenschäden und haben die Entwicklung der Borkenkäferpopulation gebremst. Nun steht wieder ein ungewisses Jahr bevor. Manche Waldschutzexperten sagen, da kann nicht so viel kommen, schließlich wurde keine dritte Generation angelegt und die zweite Generation ging früh in die Winterruhe. Doch wie „fit“ die Elterngeneration ist, das ist unklar.

Sicher ist, dass die ersten Schwärmflüge Mitte April stattgefunden haben, der Hauptschwärmflug war Anfang Mai. Das heißt nun für die Waldbesitzer: Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle ihrer Fichtenbestände. Ob sich die Borkenkäferpopulation dabei wieder aufbaut oder eher abnimmt, das entscheiden die Witterung und die Geschwindigkeit der Sanitärhiebe, wie die Fällungen der befallenen Käferfichten auch genannt werden. Ein Trost bleibt den Waldbesitzern derzeit – der Preis für Käferfichten ist gut.

Um zukünftig besser auf die Entwicklung der Borkenkäfer und auch anderer Schadereignisse vorbereitet zu sein, baut die NW-FVA für Hessen das Waldschutzmeldeportal mit App auf. Hier können Waldbesitzer direkt ihre Schadensmeldungen einstellen und dem Einzelnen ermöglicht es, seinen Betrieb zu verwalten. Dabei geht es nicht nur um Borkenkäfer, sondern auch darum, die Schäden zu quantifizieren und eine bessere Datengrundlage für politische Entscheidungen zu erhalten.

Ein Phänologiemodell hat die BoKu in Wien aufgebaut. Mittels Phenips ist es möglich, den Schwärm- und Befallsbeginn im Frühjahr, die Entwicklung der Brut, den Beginn von Geschwisterbruten sowie die Anlage von Folgegenerationen anhand von Klimadaten des Waldstandorts zu berechnen. Bisher haben sich dabei fünf Bundesländer angeschlossen, unter anderem Rheinland-Pfalz.

Elke Setzepfand – LW 22/2022