Kooperation statt Konfrontation
Die SPD-Bundesumweltministerinnen der vergangenen Jahre haben sich immer an der Landwirtschaft gerieben, überzogene Kritik und Polemik gehören zum Geschäftsmodell. Barbara Hendricks gab 2016 der Landwirtschaft eine Mitschuld an den schweren Überschwemmungen in Süddeutschland, der viel zu umfangreiche Maisanbau stelle den Wassermassen kein Hindernis entgegen. Angesichts der vielen Hochwasser-Geschädigten, war diese Schuldzuweisung an die Landwirte infam. Ihre Nachfolgerin Svenja Schulze gibt sich manchmal konziliant, um im nächsten Augenblick die Bauern zu verstören. Auf der großen Demo Ende November in Berlin beteuerte sie zunächst, dass auch im Umweltressort große Wertschätzung für die Arbeit der Bauern bestehe. In Reaktion auf einen Landwirt, der Respekt für den Berufsstand einforderte, entgegnete sie dann, sie empfinde es als Respekt, wenn jeder Bundesbürger jährlich im Schnitt 114 Euro für die Gemeinsame Agrarpolitik „bezahle“.
Svenja Schulze war mit ihrem Insektenschutzprogramm als Bestandteil des sogenannten Agrarpakets Hauptauslöserin für die größten Bauerndemos seit Jahrzehnten. Mit der Vorstellung des Berichts zur Lage der Natur knüpft sie jetzt daran an. Verursacher für die Arten- und Lebensraumgefährdung ist laut Bericht vor allem die intensive Landwirtschaft mit dem Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln. Entlastend aus Sicht der Landwirte werden immerhin auch noch Freizeitaktivitäten, Flächenverlust und Zerschneidung sowie mangelnde Habitatpflege genannt.
Konstruktiv sind Schuldzuweisungen nie. Im Sinne eines effizienten Natur- und Umweltschutzes wäre es sinnvoller, auf die vielen Landwirte, die bereit sind, sich im Naturschutz noch mehr zu engagieren, zuzugehen und sie beispielsweise im Vertragsnaturschutz einzubinden. Dafür muss es entsprechende Anreize geben und bürokratische Hürden abgebaut werden. Und anstelle des Verbots von Pflanzenschutzmitteln in weiten Landesteilen, wie im Insektenschutzprogramm vorgesehen, wäre es sinnvoller, geeignete Flächen für den Naturschutz vorzusehen, um auf den anderen intensiv Nahrungsmittel zu erzeugen, für die gerade in der Krise jeder Mensch dankbar sein kann.
Cornelius Mohr – LW 22/2020