Landwirte und Naturschützer auf Augenhöhe

Ein intensiver Austausch und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Naturschützern ist möglich – das F.R.A.N.Z.-Projekt zeigt, wie es geht. Im F.R.A.N.Z.-Projekt (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft), das von der Umweltstiftung Michael Otto und dem Deutschen Bauernverband vor fast vier Jahren gemeinsam ins Leben gerufen wurde, werden praxistaugliche Lösungen für mehr Artenschutz in Feld und Flur entwickelt. Auf fünf bis zehn Prozent ihrer landwirtschaftlichen Nutzflächen erproben die zehn teilnehmenden Landwirte verschiedene Maßnahmen. Sie reichen von Blühstreifen über Extensivgetreide und Feldvogelinseln auf dem Acker bis hin zur Anlage von Insektenwällen. Das Projekt ist auf zehn Jahre angelegt und wird wissenschaftlich sowohl hinsichtlich der Wirkung auf Insekten, Amphibien, Käfer, Vögel und Niederwild als auch im Hinblick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Betriebe begleitet.

Die Maßnahmen werden mit den Landwirten zusammen umgesetzt. Die Diskussion auf Augenhöhe ist allen Beteiligten enorm wichtig – und sie ist der Garant dafür, dass die Maßnahmen erfolgreich sind. Einer der Projektlandwirte ist Jochen Hartmann aus der Lüneburger Heide. Der Landwirt probiert auf seinem konventionell bewirtschafteten Betrieb einige neue Maßnahmen mit Erfolg aus, wie beispielsweise „Erbsenfenster“, Sommergerste mit Untersaat oder Insektenwälle, die nicht durch die üblichen Greening- oder Agrarumweltmaßnahmen gefördert werden.

Die Maßnahmen für mehr Artenschutz müssen in die Lebenswirklichkeit der Betriebe passen und einfach umsetzbar sein. Sanktionsmechanismen und komplizierte Auflagen bei Umweltschutzmaßnahmen sind auf dem Weg zu mehr Biodiversität in der Landwirtschaft ein Hemmnis. Im F.R.A.N.Z.-Projekt werden praxistaugliche Lösungen aufgezeigt, die Artenschutz und eine intensive Landwirtschaft nebeneinander ermöglichen. Erste Zwischenergebnisse sind ermutigend und stoßen auch auf politischer Ebene auf offene Ohren. Das Projekt zeigt, dass mehr Umwelt- und Artenschutz in der Praxis funktioniert, wenn Landwirte und Naturschützer miteinander arbeiten und voneinander lernen.

Imke Brammert-Schröder – LW 49/2020