Marktchancen nutzen und Fruchtfolgen erweitern
Die hohen Erzeugerpreise verändern die Anbauvorzüglichkeit der Kulturen. Auf den Märkten sind die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine deutlich spürbar. Die Preise für Getreide und Ölsaaten sind unverändert hoch und kompensieren die Kostensteigerungen für Dünger und Kraftstoff deutlich. Die hohen Erzeugerpreise wirken sich positiv auf die Deckungsbeiträge der Kulturen aus (siehe Beitrag auf Seite 20). Vor allem Raps rechnet sich angesichts knapper Ölsaatenmärkte wieder deutlich besser. Das Preishoch bei Getreide und Raps wird nach Meinung vieler Experten noch weiter Bestand haben.
Landwirte passen ihre Fruchtfolgen an die Preissituation an, unter Einhaltung der ackerbaulichen Restriktionen. Die Zuckerrübe verliert angesichts der aktuellen Preisentwicklung etwas an Vorzüglichkeit, bleibt aber in den Anbauregionen mit guten Erträgen ein wichtiger Fruchtfolgebaustein.
Eine Ausrichtung der Fruchtfolge an die Marktpreise ist mit den Vorgaben der neuen GAP nur eingeschränkt möglich. Es muss ein jährlicher Fruchtwechsel auf jeder Fläche eingehalten werden. Mit dieser Restriktion ist ein Anbau von Stoppelweizen nicht möglich, der bisher nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes mit einer Erntemenge von deutschlandweit 4 Mio. Tonnen zur Versorgung mit Brotweizen beigetragen hat. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir setzt sich in Brüssel für eine Verschiebung der Fruchtwechsel-Vorgabe um ein Jahr ein. Ob die Forderung angenommen wird, bleibt abzuwarten.
Die Erweiterung der Fruchtfolge um großkörnige Leguminosen wie Sojabohnen, Ackerbohnen und Erbsen kann sich unter der neuen GAP ebenfalls lohnen, zumal der Anbau in Rheinland-Pfalz weiterhin über die Zweite Säule gefördert wird, so dass es für den Anbau eine Prämie von 90 Euro/ha gibt. Nicht nur für Soja bieten sich in Deutschland gute Marktchancen, weil gentechnikfreie Ware gesucht ist. Für Ackerbohnen tut sich mit der Ankündigung der Südzucker, in eine Produktionsanlage für Proteine aus regional angebauten Ackerbohnen zu investieren, ein zusätzlicher Markt auf. Es lohnt sich, auch die Kulturen jenseits von Raps, Rüben und Getreide im Blick zu behalten.
Imke Brammert-Schröder – LW 21/2022