Mehr Kuhkomfort hilft Kühen und Betriebsleitern
In vielen Milchviehbetrieben geht es aktuell nicht darum, mit der Kuhzahl zu wachsen: Sei es, weil aufgrund der hohen Baukosten große Investitionen nicht in Frage kommen oder weil man überwiegend bei Familien- statt Fremdarbeitskräften bleiben möchte. Deshalb kann jetzt ein guter Zeitpunkt sein, um an den Details der Haltung zu feilen.
Kühe moderner Genetiken bieten in der Regel ein deutlich höheres Leistungspotenzial als in den Betrieben abgerufen wird, das gilt es zu nutzen. Wichtige Hebel sind hier Kuhkomfort und Tierwohl. Je geringer der Stress ist, desto höher ist die Leistungsbereitschaft. Wo entsteht Stress? Gibt es Rangeleien am Fressgitter, werden Niedrigrangige verdrängt und können so nicht genug Futter aufnehmen? Das wirkt sich direkt negativ auf die Milchleistung und damit die Wirtschaftlichkeit aus. Ist die TMR gut gemischt? Wird häufig genug Futter nachgeschoben, damit die Futteraufnahme auf hohem Niveau bleibt? Gibt es genügend Tränken? Auch das Verhalten im Laufgang und in den Liegeboxen sollte beobachtet werden: Liegen zu wenig Tiere in den Boxen? Gibt es Scheuerstellen? In diesem Fall sind die Liegeboxen nicht weich genug eingestreut oder die Abmessungen der Box passen nicht zur Tiergröße – die Folge sind ebenfalls Leistungseinbußen. Auch die Klauengesundheit spielt eine wichtige Rolle: Gibt es lahmende Tiere und generell Klauenprobleme? Dies verursacht Schmerzen und senkt die Futteraufnahme. Maßnahmen wie zügigeres Klauenschneiden bei Auffälligkeiten und mehr Hygiene im Laufgang sollten hier umgesetzt werden. Eine weitere Stressquelle ist die Überbelegung, denn das führt neben Aggressionen zu schlingender Futteraufnahme, die sich negativ auf die Verdauung und damit auf die Gesundheit auswirkt. Nicht zu vergessen ist das Stallklima: Gibt es genügend Ventilatoren im Stall, die im nächsten Sommer für Kühlung sorgen werden?
Das sind nur wenige Beispiele von vielen. Es lohnt sich, den Kuhkomfort systematisch unter die Lupe zu nehmen, auch die Tierarzt und Medikamentenkosten können so deutlich reduziert werden.
Marion Adams – LW 5/2024