Natur ist nicht planbar

Welch ein Glück, endlich gab es mit dem vergangenen Jahr ein Jahr, das den natürlichen Bedürfnisse unserer Wälder in die Karten spielte. Hohe Niederschläge, weniger Sonnenstunden und vor allem keine langanhaltenden hohen Temperaturen. Viele Böden unter den Waldbeständen, aber auch viele landwirtschaftliche Flächen konnten ihren Wasserhaushalt wieder auffüllen.

Die Panik, die die Waldbesitzer im Jahr 2019 mit den höchsten Schadholzmengen nach den Kriegsjahren hatten, ist einer Lauerstellung gewichen.

Wie entwickelt sich die Borkenkäfer-Population weiter? Wie können die Freiflächen wiederbewaldet werden? Fragen gibt es viele, oft aber keine konkreten Antworten. Und wenn sich ein Waldbesitzer eine gute Strategie für seine Freiflächen überlegt hat, dann muss er feststellen, dass diese derzeit nicht zu realisieren ist, da Pflanzmaterial bundesweit Mangelware ist. Für die großen Kahlflächen ist zu wenig Pflanzmaterial da (siehe Beitrag S. 25). Die Forstbaumschulen wünschen sich eine bessere Absprache mit den Forstbetrieben, wobei eine Planbarkeit schwer zu realisieren bleibt.

Hinzu kommt, dass die Forstbaumschulen nie im Voraus wissen, was an Saatgut geerntet werden kann – weder Eicheln noch Bucheckern oder Tannenzapfen konnten im vergangenen Jahr geerntet werden, teilt die Samendarre Wolfgang mit. So verstreicht ein weiteres Jahr mit geringer Pflanzung oder Saat.

Derweil zeigt sich draußen im Wald auf den Freiflächen, dass sich eine natürliche Verjüngung einstellt. Nicht immer wächst da, was der Waldbesitzer auf dieser Fläche haben möchte, aber immerhin wachsen da wieder Bäume – dem niederschlagsreichen Vorjahr sei Dank. Oft sind es Pionier­baum­arten wie Birke, Weide oder Pappel, wenn diese in der Nähe standen, und natürlich kommt auch die Fichte wieder hoch, wenn kein anderes Saatgut im Boden ist.

Angesichts der Trockenjahre haben die Waldbesitzer bei der Wiederbewaldung auf trockenresistentere Baumarten wie die Eiche, Tanne, Douglasie oder Esskastanie gesetzt. Auf Fichten sind die Forstbaumschulen die letzten Jahre sitzen geblieben.

Elke Setzepfand – LW 6/2022