Obstbau – für Anbauer immer schwieriger

Es ist Zeit, die Pfirsichbäume gegen die Kräuselkrankheit zu behandeln, die Birnbäume gegen den Gemeinen Birnblattsauger und die Aprikosen und Sauerkirschen gegen den Moniliapilz – jetzt Ende Februar. Das war „früher“ erst im März notwendig. Der Klimawandel zeigt sich im Obstbau auf vielfältige Weise: Einmal mit den vorgezogenen Pflanzenschutzbehandlungen, zum Zweiten mit den Schädlingen, von denen immer wieder neue hinzukommen. Im vergangenen Jahr war dies die Mittelmeerfruchtfliege, die keiner so richtig auf dem Schirm hatte und die plötzlich im August unter anderem in Hessen und Rheinland-Pfalz zu finden war. Es dauerte, bis klar war, welches Insekt sein Unwesen vor allem in den Apfelanlagen trieb.

Doch manchmal spielt einem das Leben ja auch in die Karten, die Kirschessigfliege (KEF) ist aufgrund der wärmeren Winter inzwischen in Deutschland beheimatet, aber der natürliche Gegenspieler, die Schlupfwespenart Leptopilina japonica, nun auch. Die Schlupfwespe aus dem Ursprungsgebiet der Kirschessigfliege ist ihrer Beute gefolgt und hilft nun, die KEF in Schach zu halten. Wie diese Beispiele zeigen, ist die Natur stets in Bewegung.

Die starken klimatischen Veränderungen fordern Obstbauern enorm. Jeder muss nun noch genauer beobachten, muss frühzeitig entscheiden und kann am Ende eventuell doch nicht die gewünschte Ernte einfahren, weil ein Mosaikstein zum guten Ertrag fehlte.

In solch einer Situation die Obstbauern mit einem kleinen Werkzeugkasten an Pflanzenschutzwirkstoffen durch Notfallzulassungen am Leben zu halten, ist verantwortungslos. Oft liegen die Obstanlagen in Naturschutzgebieten, wo das Verbot von Herbiziden bereits auferlegt ist. Mit den Auswirkungen, die der Obstbauer dadurch zu tragen hat, wird er alleine gelassen.

Unterdessen gibt es sehr unterschiedliche Versuchsergebnisse, wie sich die mechanische Unkrautbekämpfung auf den Ertrag verschiedener Apfelunterlagen und Sorten auswirkt. Und zu alle­dem braucht es die Obstbauberatung. Viele Berater gehen derzeit in Ruhestand. Mit ihnen verliert die Branche enormes Wissen, denn nicht jede Stelle wird ersetzt.

Elke Setzepfand – LW 8/2024