Obstbau kann alles: tolle Früchte und Biodiversität
Wer an Obst denkt, denkt an einen lachenden Mund, der in einen Apfel beißt, an ein Kind mit Blick auf eine große rote Kirsche, an tolle rotbackige Aprikosen, Birnen oder Mirabellen. Den Produkten ein Gesicht geben, das empfehlen Marketingexperten immer wieder. Genau dies möchte nun die Bundesfachgruppe Obstbau am Samstag, 7. März, mit der Apfelverteilaktion vieler Obstbauern in deutschen Fußgängerzonen durchführen. Die Botschaft lautet: regional = klimaneutral! So möchten die Obstbauern den Verbraucher darauf aufmerksam machen, dass er bei zukünftigen Einkäufen auf die Herkunft achten sollte (siehe S. 30).
Denn die immer schärfer werdende Wettbewerbssituation im Obstsektor innerhalb der EU stellt eine große Belastung für die deutschen Obstbaubetriebe dar. Äpfel werden günstig aus Osteuropa eingeführt, wo man in den vergangenen zehn Jahren riesige Obstplantagen aufgebaut hat.
Angesichts des steigenden Mindestlohns, der abnehmenden Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln, der Pläne der Bundesregierung, in Schutzgebieten den Pflanzenschutz einzuschränken, steigen immer mehr Betriebe aus dem Obstbau aus. Dazu kommen die hohen Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels – ganz zu schweigen von der dominierenden Position des Handels, der sich die Erzeuger gegenübersehen. Direktvermarktung und Öko-Anbau sind noch die Nischen, die zahlreichen Betrieben ein Einkommen bieten.
Einer notwendigen, noch weitergehenden Bündelung des Angebots stehen derzeit kartellrechtliche Hürden im Wege. Der Deutsche Bauernverband prangert dies an (siehe S. 7). Er fordert außerdem den Handel auf, die Qualität statt den Preis in den Vordergrund der Kommunikation mit den Verbrauchern zu stellen.
Die seit Jahren übliche Praxis der Lebensmitteleinzelhändler, sich in der Reduktion der gesetzlichen Rückstandshöchstgehalten zu unterbieten, stellt kein Beitrag zur Produktqualität dar. Sicherer als sicher führt die Diskussion ad absurdum. Ohne Pflanzenschutz ist die hochwertige Produktion nicht möglich, dabei zeigt gerade der Obstbau, dass Pflanzenschutz und eine hohe Biodiversität möglich sind.
Elke Setzepfand – LW 9/2020