Öko-Landwirtschaft weiter ausbauen?

30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche sollen bis 2030 in Deutschland ökologisch bewirtschaftet werden, so die deutsche Bundesregierung. Von diesem Ziel sind wir noch deutlich entfernt, 2023 waren es laut dem Statistischen Bundesamt erst 11,2 Prozent. Zwischen 2020 und 2023 ist die Ökofläche um 16 Prozent auf 1,85 Mio. ha gestiegen – Der Wille zur Umstellung seitens der Betriebsleiter war dementsprechend da, aber lohnt sich das? Im Vergleich zu konventionellen Betrieben fiel die Bilanz in Hessen laut dem Landesbetrieb Landwirtschaft 2023 wesentlich schlechter aus. Die Biobetriebe erreichten lediglich einen Gewinnanstieg von 14 Prozent und fielen mit einem Durchschnittsgewinn von 68 884 Euro weiter zurück. Damit schnitten sie schon im vierten Jahr schlechter ab als ihre konventionellen Kollegen. Diese konnten 2023 ein Plus von 77 Prozent auf 130 340 Euro verzeichnen. Gut sichtbar ist das bei den Milchpreisen: Eine Auswertung des Bioland-Verbandes zeigt, dass die Erlöse 2023 im Schnitt zwar um 12,6 Cent je kg Milch gestiegen sind, die Kosten jedoch um 14,7 Cent. Auch die Bio­geflügelfleisch­erzeuger tun sich aktuell schwer, die Nachfrage ist nach dem starken Anstieg in der Coronazeit deutlich rückläufig. Verbraucher greifen bei Produkten zur nächstgünstigeren Variante, bei den Eiern ist das statt der Bio- die Freilandware. Und die Bio-Schweinehaltung führt von jeher ein Nischendasein, nur 1 Prozent der Tiere werden auf diese Weise gehalten, die Nachfrage ist stark begrenzt. Was den Lebensmitteleinzelhandel angeht, dort sind die Bio-Umsätze 2023 laut BÖLW zwar um 7,2 Prozent auf 10,8 Mrd. Euro gestiegen, allerdings ist das vor allem auf höhere Preise und nicht auf mehr Menge zurückzuführen – die Verbraucher halten ihr Geld stärker zusammen.

Statt anzustreben, dass noch mehr Landwirte auf Bio umstellen, muss es darum gehen, dass die vorhandenen Betriebe langfristig ein aus­reichendes Einkommen erwirtschaften. Der Absatz zu auskömmlichen Preisen muss verbessert werden, eine Förderung hin zu weiteren Umstellungen geht an den Bedürfnissen der Betriebe vorbei.

Marion Adams – LW 15/2024