Oktober brachte einen kleinen Ausgleich

Der zurückliegende Oktober liegt mit einer Durchschnitts­temperatur von 12,2 Grad gleichauf mit dem bisherigen Spitzenreiter von 2001. Im Vergleich zur Periode von 1991 bis 2020 war der diesjährige Oktober 3,1 Grad wärmer. Mit 140 Stunden übertraf er auch die Sonnenscheindauer im selben Vergleichszeitraum um rund 30 Prozent.

Für die Landwirte brachte der Herbstmonat, der ein Sommermonat war, eine kleine Kompensation für den Dürresommer im Juli und August. Voraussetzung waren dabei die überdurchschnittlichen Regenfälle in Hessen und Rheinland-Pfalz im September (120 und 125 Liter pro Quadratmeter, jeweils über 60 Liter mehr als im Mittel von 1961 bis 1990) und Oktober (65 und 70 Liter pro Quadratmeter, jeweils 6 Liter mehr). In den Grünlandregionen konnte und kann nochmal ein Grasschnitt eingebracht werden. Fachleute berichten von qualitativ hochwertigem Futter mit hohen Eiweiß- und Energiegehalten. Dazu beigetragen hat der Mineralisationsschub, bei dem der wochenlang festliegende Stickstoff mobilisiert wurde. Hierdurch sind auch die zuvor stark lückigen Grasnarben wieder weitgehend geschlossen worden.

Die Zuckerrüben, die im Dürresommer auf den meisten Flächen große Not litten, regenerierten durch den Regen im September, wobei die zuvor hohen Zuckergehalte zunächst sanken. Im warmen und sonnigen Oktober konnten die Rüben bei Zuckergehalt und Masse wieder aufholen. Die derzeit gemessenen Erträge schwanken stark, sind aber nicht so schlecht wie im Sommer befürchtet.

Auch der Winterraps, den die Bauern im August zum Teil mit Risiko in den trockenen Acker gesät haben, steht jetzt verbreitet gut da. Gleiches gilt für die Zwischenfrüchte. Für die Ackerbauern, aber auch die Gemüseanbauer bringt das wüchsige Wetter, das in die Verlängerung gegangen ist, allerdings die Gefahr des Befalls mit Schädlingen und Pilzkrankheiten, die gegebenenfalls nochmal bekämpft werden müssen. Gleichwohl scheint sich das Anbaujahr – menschlich gesprochen – versöhnlich zu verabschieden. Es hat gezeigt, auf welche Extreme sich der Landwirt einstellen muss.

Cornelius Mohr – LW 44/2022