Rundum gesund: Hafer gilt als Superfood

Pferde haben schon immer ge­wusst, dass der Hafer ein echter Allrounder ist – er ist gesund und liefert viel Energie. Das hat auch die Ernährungswirtschaft erkannt und bringt immer neue Trendprodukte wie Proteinriegel, vegane Drinks und Porridge-Mischungen auf Hafer-Basis in den Markt. Und tatsächlich ist das Getreide reich an Mineral- und Ballaststoffen sowie Beta-Glucan, das unter anderem positiv auf den Cholesterinspiegel und Blutzucker wirken soll.

Die Nachfrage nach Haferprodukten erfährt folgerichtig derzeit einen regelrechten Boom, und die Mühlen suchen händeringend nach heimischer Ware. Leider ist der Anbau in Deutschland weiterhin rückläufig, sodass der Verband der

Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft mittlerweile sogar eine „Initiative Haferanbau“ gestartet hat.

Die Argumente für einen Anbau sind erst einmal nicht schlecht: Hafer gilt als Gesundfrucht in engen Getreidefruchtfolgen, punktet mit preiswerter Produktionstechnik und kann Arbeitsspitzen entzerren; außerdem hat er nur einen moderaten N-Düngebedarf.

So gesund er für seine Konsumenten auch ist, Hafer selbst hat mit den üblichen Problemen von Ackerkulturen zu kämpfen, wie beispielsweise Mehltau, der Haferstreifenkrankheit und Haferkronenrost, sodass Fungizideinsätze gefahren werden müssen. Und wegen seines hohen N-Aneignungsvermögens sind vor allem auf guten Standorten Einkürzungsmaßnahmen zu ergreifen. Überhaupt ist die Standortfrage mitentscheidend für den Anbauerfolg: Hafer steht wegen seiner Genügsamkeit oft auf den eher schwächeren Standorten; so kann allerdings kein Qualitäts-Schälhafer erzeugt werden, wie er von den Mühlen zur Nahrungsmittelproduktion nachgefragt wird.

Wenn alles passt, kann Qualitätshafer eine echte Anbaualternative darstellen, aber nur, wenn man den guten Vorfruchtwert in die Kalkulation einbezieht. Denn preislich bewegt er sich nur auf Futterweizen-Niveau. Wenn die Mühlen also ihre „Initiative Haferanbau“ zum Erfolg führen wollen, müssen sie beim Preis schon eine Schippe drauflegen. Mehr zum Thema Haferanbau finden Sie in diesem Heft auf den Seiten 22 und M7.

Karsten Becker – LW 14/2020