Verpackungsmüll vermeiden

In unseren Haushalten landet immer mehr Verpackungsmaterial in der Tonne: 72 kg Verpack­ungs­­müll hat jeder Verbraucher 2019 weggeworfen, 4 kg mehr als ein Jahr zuvor. Insgesamt 5,9 Mio. t Verpackungsmüll wurden eingesammelt. Immerhin drei Viertel davon (4,2 Mio. t) konnten recycelt werden, so das Statistische Bundesamt. Besorgniserregend ist allerdings der Anteil weggeworfener Plastikprodukte, denn statt im Müll werden zunehmend Plastikteile an europäischen Stränden und in den Meeren gefunden. Auch auf den Feldern landen Plastikpartikel. Laut Bundesinstitut für Risikoforschung sind mittlerweile 57 Prozent der Verbraucher über Mikroplastik in Lebensmitteln beunruhigt. Ihnen ist bewusst, dass die Partikel die Umwelt belasten. Wissenschaftler befürchten, dass die mikroskopisch kleinen Teilchen in unsere Körperzellen eindringen und dort Entzündungen verursachen könnten.

Plastikmüll zu vermeiden beziehungsweise zu beseitigen, stellt eine große Herausforderung dar, ähnlich die des Klimawandels. Im Juli 2021 wurden neue gesetzliche Regelungen auf den Weg gebracht, die helfen sollen, dass weniger Kunststoffabfälle falsch entsorgt werden oder als wilder Müll in der Umwelt landen. Seitdem dürfen viele Ein­weg-Kunststoff­erzeugnisse nicht mehr produziert und bald nicht mehr herausgegeben werden oder müsssen als Produkt, das Kunststoff enthält, gekennzeichnet werden, zum Beispiel Kunststoff-Getränkebecher.

Von der Novellierung des Verpackungsgesetzes sind unter ande­rem die „To-go-Gastronomie“ und die Direktvermarktung betroffen. Nutzungsverbote von Plas­­tikbesteck und -tüten, Registrierpflicht bei einem dualen Entsorgungssystem und Pfandpflichten kommen auf die Anbieter zu. Einen Überblick, wann welche Regelungen gelten, liefert ein Beitrag im Schwerpunkt Direktvermarktung ab Seite 30.

Gänzlich vermeiden können wir Plastik und Verpackungen im Alltag sicher nicht mehr. Beim Lebensmitteleinkauf kann aber jeder darauf achten, auf Plastiktüten und Co. zu verzichten. Gutes Beispiel ist der Einkauf beim Direktvermarkter: Unverpackte Produkte werden direkt in den Einkaufskorb gelegt. Auch Mehrwegsysteme aus Glas für zum Beispiel Jog­hurt oder Milch werden angeboten. Diese sparen ebenfalls nicht nur Plastik, sondern auch Transportwege.

Dr. Stephanie Lehmkühler – LW 44/2021