Weinabsatz läuft, aber Winzer sind zögerlich
Der Fassweinmarkt nimmt seit der Lese alles auf, was angeboten wird. Die Kellereien würden derzeit gerne mehr Wein kaufen, als sie angeboten bekommen, doch die Winzer sind sehr zögerlich. Sie sind mit den Jungweinen und der Traubenerntemeldung beschäftigt. Die Weinkommissionäre erwarten erst im neuen Jahr eine Belebung des Marktes.
Die Weinbranche startete mit weitgehend leeren Kellern in die Lese. Winzer und Kellermeister haben es geschafft, trotz der Herausforderungen einen guten Jahrgang zu ernten. Dabei blieb nicht viel Zeit für den Ausbau der Weine, weil Lücken im Lager vor dem Weihnachtsgeschäft zu füllen waren.
Coronabedingt tranken die Weinfreunde mehr Wein zuhause und kurbelten den Verkauf über den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) an. Das Marktforschungsinstitut IRI Information Resources hatte in den ersten drei Monaten 2021 noch Absatzzuwächse festgestellt, nachdem der Verkauf im pandemiegeprägten Jahr 2020 um 9,6 Prozent gestiegen war. Die Zahlen des Weinverkaufs im LEH und den Discountern insgesamt liegen für die ersten zehn Monate des laufenden Jahres um 6,2 Prozent unter dem Vorjahr, allerdings ist der Umsatz nur um 1,7 Prozent gesunken. Offensichtlich haben sich die Kunden öfter mal eine teurere Flasche gegönnt.
Die großen Weinländer Spanien, Frankreich und Italien haben dieses Jahr witterungsbedingt deutlich weniger geerntet und drücken eventuell weniger auf den deutschen Markt. Die deutsche Weinmenge wird voraussichtlich reichen, um die Nachfrage zu bedienen. Allerdings wird der Bedarf an Ökowein nach dem schwierigen Vegetationsverlauf wohl kaum gedeckt werden.
Die Erzeugerpreise sind gestiegen, was jedoch die zusätzlichen Kosten für Pflanzenschutz, Anreicherung und Entsäuerung kaum ausgleichen wird. Die gestiegenen Preise für Schraubverschlüsse, Glas und Kartons werden die Endverbraucher durch höhere Weinpreise am Regal zu spüren bekommen. Laut LEH wird dies in der Regel mit Kaufzurückhaltung beantwortet. Um die Kunden mit heimischen Weinen zu überzeugen, können die Erzeuger nur mit der Herkunft punkten, um nicht austauschbar zu sein.
Bettina Siée – LW 50/2021