Weniger Süßes
Kinder lieben Süßigkeiten und Snacks. Hersteller bewerben diese Vorlieben, wovon sich wiederum die Kinder zu häufig verleiten lassen, noch mehr davon zu konsumieren. Da die freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie, den Zucker-, Salz- und Fettgehalt in Kinderlebensmitteln zu reduzieren, größtenteils nicht funktioniert habe, plant Ernährungsminister Cem Özdemir nun ein gesetzliches Werbeverbot für Kinderlebensmittel: Auf Grundlage der Nährwertkriterien der Weltgesundheitsorganisation soll Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder unter 14 Jahren richtet, in allen für Kinder relevanten Medien und zu Hauptsendezeiten verboten werden.
Werbung so kleinteilig zu regeln, ist nur eine Illusion des grünen Ministers. Immerhin sollen Obstsäfte, Milch und Joghurt, der nicht extra gesüßt wurde, von dem Werbeverbot nicht betroffen sein.
Das geplante Gesetz sei eine Schutzverpflichtung gegenüber Kindern, so Özdemir. Kinder und Jugendliche würden etwa doppelt so viele Süßwaren und Snacks verzehren und nur halb so viel Gemüse und Obst wie empfohlen. Schon mehr als 15 Prozent der drei- bis 17-Jährigen seien laut Robert-Koch-Institut hierzulande übergewichtig, fast sechs Prozent würden als adipös gelten. Mit der Corona-Pandemie seien die Zahlen noch gestiegen.
Der Einfluss der Werbung auf das Ernährungsverhalten von Kindern darf nicht unterschätzt werden, aber das geplante Werbeverbot kann nur ein kleiner Baustein sein, um sie vor Fehlernährung und Übergewicht zu schützen. Viel wichtiger als ein Werbeverbot bleibt, dass Eltern ihren Kindern eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ermöglichen und auch vorleben und dass sich die Kinder ausreichend bewegen. Daneben spielen weitere Faktoren wie die Verpflegung in Kitas und Schulkantinen und der sozioökonomische Status der Familie eine Rolle.
Die Vermittlung von Ernährungskompetenzen ist ein weiterer wichtiger Baustein für ein gesundes Leben. Bauern- und Landfrauenverband stellen sich dieser Aufgabe schon seit Langem: Es werden beispielsweise Kinderkochkurse angeboten, in Schulen wird der Ernährungsführerschein vergeben und Direktvermarkter leisten wertvolle Aufklärungsarbeit im Kundengespräch – freiwillig und selbstverpflichtend.
Dr. Stephanie Lehmkühler – LW 32/2023