Zeit des Verzichts
Wir sind mitten in der Passionszeit – für viele eine Zeit, in der sie bewusst auf etwas verzichten. Klimafasten, Heilfasten, Intervallfasten, digitales Fasten – es gibt viele Möglichkeiten. Dabei leben wir durch die Corona-Pandemie erzwungenermaßen schon ein Jahr lang im Verzicht. Das Leben und Arbeiten hat sich bei vielen durch die massiven Corona-Einschränkungen stark verändert. Viele sind verunsichert, haben Angst um ihre wirtschaftliche Existenz. In der Landwirtschaft herrscht zudem ein großer Druck durch neue oder anstehende Regelungen wie die Düngeverordnung oder das Insektenschutzpaket. Sehr stark von der Pandemie betroffen ist der Landtourismus. Hohe wirtschaftliche Verluste sind zu verzeichnen. Laut Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland liegt beispielsweise der Umsatzverlust der Ferienhöfe durch Corona bereits bei 325 Mio. Euro. Das Ostergeschäft macht zehn Prozent des Umsatzes auf den Ferienhöfen aus. 56 Prozent der Betriebe geben an, dass sie ohne Ostergeschäft in Liquiditätsengpässe kommen, zumal die meisten Ferienbetriebe keinen Anspruch auf Corona-Hilfen haben.
Mit fortschreitender Impfkampagne und guten Hygienekonzepten auf den Landtourismus-Höfen sollten zumindest dort wieder Gäste beherbergt werden dürfen, wo diese ganz unabhängig und autark von den Anbietern in ihren Ferienwohnungen oder -häusern ihren Urlaub verbringen.
Auf Lebensmittel musste unterdessen niemand verzichten. Die Versorgung mit den heimischen Produkten hat während der gesamten Corona-Krise gut funktioniert. Dass in der Direktvermarktung mitunter viel Kreativität aufgrund von Hygieneauflagen gefragt war und ist, verdient Anerkennung. Auf Wochenmärkten, in Hofläden, mit Lieferdiensten, Abholstationen und Verkaufsautomaten gibt es Möglichkeiten, weiterhin Umsätze zu erzielen und so das Angebot dieser wichtigen Nahversorgungseinrichtungen zu gewährleisten. Jeder Verbraucher kann die Landwirte dadurch unterstützen, verstärkt vor Ort einzukaufen und das nach Ende der Krise auch weiterhin zu tun.
Dr. Stephanie Lehmkühler – LW 9/2021